La Grenouillère - Der Froschtümpel by Pierre-Auguste Renoir - 1869 - 81,1 x 66,5 cm Nationalmuseum La Grenouillère - Der Froschtümpel by Pierre-Auguste Renoir - 1869 - 81,1 x 66,5 cm Nationalmuseum

La Grenouillère - Der Froschtümpel

Öl auf Leinwad • 81,1 x 66,5 cm
  • Pierre-Auguste Renoir - 25. Februar 1841 - 3. Dezember 1919 Pierre-Auguste Renoir 1869

Dies ist unser dritter Sonntag mit einem Sonderbeitrag aus dem Nationalmuseum in Stockholm. Wir hoffen, dass Sie Freude daran haben werden! :)

La Grenouillère, der Froschtümpel, war ein beliebtes Pariser Ausflugsziel und für Sommerbadefahrten, westlich der Hauptstadt gelegen, gleich außerhalb von Bougival. Die Sonne wird durch die grünen Blätter gefiltert und glitzert auf der Oberfläche der Seine. Menschen baden. Einige sind in Booten, Rudern oder Segeln auf dem Fluss. Eine Gruppe Männer in Anzügen und Frauen mit Reifröcken haben sich auf der kleinen, künstlichen Insel, genannt Camembert oder Blumentopf, im Schatten eines Baumes niedergelassen.

Es ist der Sommer des Jahres 1869 und Maler Auguste Renoir und sein Kollege und Freund Claude Monet verbringen einige gemeinsame Tage. Sie malen die gleichen Objekte. Sie wetteifern darum, wer von ihnen besonders schnell seine subjektiven Eindrücke von dem, was er auf Leinwand sieht, erfassen kann.

Renoir’s Bild besteht aus kurzen und schnellen Pinselstrichen, die Farben direkt aus der Tube. Es ist eine Momentaufnahme aus schimmernden Farben und Reflexionen des Wassers. Für seine Zeitgenossen wirkte das Bild unvollendet; nur eine Skizze. Heute jedoch betrachten wir es als ein Paradebeispiel des Impressionismus.

Die schnelle, skizzenhafte Art des Malens der Impressionisten – ihr Bestreben, ihre Eindrücke unmittelbar auf der Leinwand darzustellen – war etwas Neues. Sie brachen mit einer Tradition und forderten den künstlerischen Geschmack ihrer Zeit heraus. La Grenouillère repräsentiert nicht nur einen neuen Malstil, der gewählte Gegenstand war ebenfalls neu. Sie porträtierten Modernität, la vie moderne, mit seinem kommerziellen und öffentlichen Leben. Sie malten die neuen Kaufhäuser, Cafés, Parks und Theater. Die männlichen Künstler waren flâneurs, Menschen, die wie zufällig durch die Stadt wanderten und diese beobachteten. Für sie war Paris und seine Umgebung eine öffentliche Bühne.

Diese Bühne war gänzlich getrennt nach Geschlecht und Klassenzugehörigkeit in einer Weise, der wir heute kaum noch gewahr sind. Ein Beispiel hierfür kann in der Perspektive auf die Stadt gefunden werden, wie sie unter den weiblichen Impressionisten verbreitet war, etwa in Bildern von Berthe Morisot und Mary Cassatt. Sie porträtieren die Stadt vom Balkon oder aus einer Theaterloge heraus. Es war ihnen nicht möglich, das Straßenleben so zu beobachten, wie es die flâneurs taten; sie waren keine flâneuses. Der Blick eines flâneurs ist Ausdruck einer maskulinen Heterosexualität mit der Freiheit zu sehen, einzuschätzen und zu besitzen, als Fakt oder als Phantasie. Die Rolle der Prostitution in der Moderne, Verfügbarkeit der Frauen unterer Klassen, vergegenständlicht sich markant in ihren Bildern.

Themen, die wir heute als idyllisch erfahren, hatten eine weitaus andere Bedeutung für die Menschen der damaligen Zeit. In Guy de Maupassant's Kurzgeschichte Pauls Frau (La femme de Paul) zeichnet ein sehr anderes Bild des La Grenouillère:

“Das Ufer-Café war schrecklich laut. Bäche von Bier rannen zwischen halbleeren Gläsern und angetrunkenen Menschen über die Tische. […] Die Männer saßen da, mit den Hüten an ihren Hinterköpfen und ihren rosigen, roten Gesichtern und wässrigen Augen; […] Die Damen, auf der Suche nach dem Fang des Abends, akzeptierten derweil Gläser mit Bier und Wein. […] Der ganze Ort stinkt nach Dummheit, nach Pöbel, nach käuflicher Liebe.”