Heute präsentieren wir unseren Haarmann dank Schloss Ambras Innsbruck, das ein Teil des Kunsthistorischen Museums Wien ist.
Die Ambraser Kunst- und Wunderkammer enthält insgesamt drei Porträts von Haarmenschen. Sie repräsentieren Vater, Sohn und Tochter, die alle eine Hypertrichosis universalis congenita aufweisen, bei denen ihr ganzer Körper mit Haaren bedeckt ist. Seit 1993 wird diese genetische Veränderung aufgrund der Ambras-Porträts als Ambras-Syndrom bezeichnet. Nur die Mutter der Kinder, deren Porträt sich ebenfalls in der Kunstkammer befindet, zeigt nicht diese genetische Veränderung auf.
Der Haarmann erregte viel Aufmerksamkeit für eine Mischung aus medizinisch-naturwissenschaftlichen, mythologischen und geografisch-ethnologischen Gründen. Pedro Gonzalez, der Vater, wurde etwa 1550 auf Teneriffa geboren und kam als Kind an den Hof von König Heinrich II. von Frankreich (1547–1559), der ihn erzogen und unterrichtet hat. Später wurde er dem Gouverneur der Niederlande, Alessandro Farnese, geschenkt, der die Familie nach Parma schickte, wo sie dem Sohn von Alessandro, Herzog Ranuccio, diente.
Die Ambras-Porträts entstanden um 1580 in München und kamen wahrscheinlich als Geschenk der lokalen Herzöge an Erzherzog Ferdinand II. nach Ambras. Aus diesem Grund heißt das Porträt des Vaters im Ambraser Inventar von 1621 Der Rauch man Zu Münichen (aus dem mittelhochdeutschen Wort rûch, was soviel wie haarig, wild bedeutet). München bezeichnet hier die Herkunft der Bilder, nicht die des Haarmanns, der nie dort gewesen war. Da sie jedoch als lebende Mirabilien galten, waren Porträts und Berichte von ihnen sehr gefragt. Der in München arbeitende Maler hat den Porträtierten wahrscheinlich nie gesehen, und kann somit nur die Zeichnungen der Köpfe als sein Modell genommen haben. Das erklärt auch, warum er die wirklich behaarten Hände als unbehaart dargestellt hat. Der Maler soll sich auch von den Kanarischen Inseln die Berichte der Haarbewohner ausgeliehen haben. Die Ureinwohner lebten dort nach zeitgenössischen Darstellungen in Höhlen, dementsprechend bilden Gesteine mit Hohlräumen den Hintergrund für die Ambraser-Porträts.
Siehe weitere seltsame Gemälde im Artikel „These 5 Weird Portraits from Kunsthistorisches Museum Will Make You Wonder“ im DailyArt Magazine.