Die Europa-Brücke by Gustave Caillebotte - 1876 - 125 x 181 cm  Musee du Petit Palais - Genève Die Europa-Brücke by Gustave Caillebotte - 1876 - 125 x 181 cm  Musee du Petit Palais - Genève

Die Europa-Brücke

Öl auf Leinwand • 125 x 181 cm
  • Gustave Caillebotte - 19. August 1848 - 21. Februar 1894 Gustave Caillebotte 1876

Das Bild zeigt Fußgänger*innen auf dem Place de l'Europe im 8. Arrondissement von Paris. Der Schauplatz ist eine große Brücke über den Eisenbahnhöfen am Gare Saint-Lazare, an dem sechs Straßen zusammenlaufen, jede davon benannt nach einer europäischen Hauptstadt. Von der Rue de Vienne aus blickt man auf das Zentrum des Platzes. Eine der Traversen der Brücke steht besonders hervor, sichtbar in der Hälfte des Bildes. Drei Figuren sind im Vordergrund zu sehen: Ein Paar, das auf die Betrachtenden zuläuft, und ein Mann der Arbeiterklasse, der von der Brücke in Richtung des Bahnhofs späht. Ein Hund läuft von den Betrachtenden weg und andere Personen tauchen im mittleren Hintergrund auf. Der Mann des Paars ist ein Flaneur, ein Beobachter des urbanen Geschehens aus der Oberschicht. Er spaziert mit einer schwarz gekleideten Frau. In vielen Interpretationen wird sie als Prostituierte gedeutet, mit Verweis auf die zeitgenössischen gesellschaftlichen Normen bezüglich Frauen in der Öffentlichkeit, vor allem in der Nähe des Bahnhofs. Alternativ könnte der Mann auch Caillebotte selbst sein und die Frau an seine Seite Caillebottes Gefährtin, Anne-Marie Hagen. Der Flaneur schaut an seiner Begleitung vorbei in die Richtung des anderen Mannes. Die feministische Kunsthistorikerin Norma Broude schlägt vor, dass Caillebotte, Junggeselle bis an sein Lebensende, mit diesem Blick seine eigene Homosexualität signalisieren will. Laut dieser Lesart sei Caillebotte ein Mann aus der Oberschicht auf der Suche nach einem männlichen Prostituierten der Unterschicht in diesem zwielichtigen Viertel von Paris. Allerdings ist die sexuelle Orientierung von Caillebotte nicht endgültig bekannt. 

Dies ist Leon Bedeau und all den großartigen Leuten, die an der Universität von Liverpool arbeiten, gewidmet :))