Hohelied IV by Marc Chagall - 1958 - 43 x 28 cm Musée National Message Biblique Marc Chagall Hohelied IV by Marc Chagall - 1958 - 43 x 28 cm Musée National Message Biblique Marc Chagall

Hohelied IV

Öl auf Leinwand • 43 x 28 cm
  • Marc Chagall - 6. Juli 1887 - 28. März 1985 Marc Chagall 1958

Heute vor 129 Jahren wurde Marc Chagall geboren. Er war ein russisch-französischer Künstler, der mit verschiedenen der großen künstlerischen Stile in Verbindung gebracht wird und Werke in nahezu jedem künstlerischen Medium schuf, darunter Gemälde, Buchillustrationen, Glasmalerei, Bühnenbilder, Keramik, Wandteppiche und Kunstdrucke. 

Er hatte zwei wesentliche Reputationen, schreibt der Kunsthistoriker Michael J. Lewis: als Pionier der Moderne und als bedeutender jüdischer Künstler. Er erlebte das „goldene Zeitalter“ der Moderne in Paris, wo er die Kunstformen des Kubismus, Symbolismus und Fauvismus zusammenfasste, wobei der Einfluss des Fauvismus dem Surrealismus wich. In all diesen Phasen seines Stils blieb er jedoch mit Nachdruck ein jüdischer Künstler, dessen Werk eine lange träumerische Schwärmerei vom Leben in seinem Heimatdorf Vitebsk war. „Wenn Matisse stirbt“, vermerkte Pablo Picasso in den 1950er Jahren, „wird Chagall der einzige Maler sein, der versteht was Farbe wirklich ist.“

Chagall malte dieses Bild 1958 als Teil einer Reihe von Illustrationen des Alten Testaments. Es trägt den Titel Hohelied IV nach dem vierten Kapitel des gleichnamigen Buches der Bibel. Das Buch besteht aus einer Reihe symbolträchtiger Lieder über eine Braut und ihren Bräutigam. Der erste Vers des Kapitels lautet teilweise: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die von den Hügeln Gileads herabsteigt“. (Dabei handelt es sich um Kompliment, für den Fall, dass ihr euch nicht sicher seid.) Nirgends berichtet der biblische Text von fliegenden Pferden oder Harfenistinnen mit blauen Gesichtern oder verkehrten Vögeln – das ist alles Chagall. Er versucht nicht die Metaphern darzustellen, die im Lied beschrieben werden, sondern fängt stattdessen den Geist der Verse ein. Poesie strahlt von den schwebenden fantastischen Figuren, den warmen unnatürlichen Farben und unmöglichen Sternenanordnungen.