Die Bauernhochzeit by Pieter Bruegel der Ältere - 1568 - 113 cm × 164 cm Kunsthistorisches Museum Die Bauernhochzeit by Pieter Bruegel der Ältere - 1568 - 113 cm × 164 cm Kunsthistorisches Museum

Die Bauernhochzeit

Öl auf Eichenholz • 113 cm × 164 cm
  • Pieter Bruegel der Ältere - ca. 1525 - 9. September 1569 Pieter Bruegel der Ältere 1568

Hallo! Diesen Monat präsentieren wir für die nächsten fünf Sonntage Meisterwerke aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Ihr müsst wissen, es ist eines der größten Museen der Welt mit einer großartigen Sammlung und einer fantastischen Geschichte. Wir sind sehr stolz, dass sie beschlossen haben, eine Kooperation mit uns einzugehen! :) Genießt es!

Bruegel hat in seiner Darstellung einer Bauernfeier eine meisterhafte Struktur geschaffen. Die lange, überfüllte Festtafel bildet eine Diagonale, an der alle Figuren der Komposition orientiert sind. Von draußen, wo es noch hell ist, drängen andere Gäste in den Raum. Einer der Dudelsackspieler lenkt unsere Aufmerksamkeit nach vorne, indem er mit Neugier auf die dürftigen Gerichte blickt, die gerade serviert werden. Zwei Küchengehilfen verwenden eine Tür, die aus den Angeln gehängt wurde, um ihre Schüsseln zu tragen. Ein Kellner, der Bier in leicht handhabbare Krüge einschenkt und ein essendes Kind auf der einen Seite schließen das Gemälde nach vorne ab. 

Wenn wir der Figur am Ende des Tischs folgen, die die Schüsseln an die Hochzeitsgäste weitergibt, werden wir zur wahren Protagonistin, der Braut, weitergeleitet. Sie sitzt schweigend vor einem grünen Tuch, das ihr zu Ehren mit einer Papierkrone an der Strohwand aufgehängt wurde. Nach flämischem Brauch durfte der Bräutigam erst abends an den Feierlichkeiten teilnehmen und der Braut war es nicht gestattet, in der Zwischenzeit zu essen oder zu sprechen.

Leider ist nichts über die Auftragsvergabe zu diesem Werk bekannt, das möglicherweise Bruegels berühmtestes ist. Würden wir mehr wissen, könnten wir eventuell die kontroverse Frage klären, ob das Gemälde eine Karikatur darstellen oder eine moralisierende Botschaft transportieren sollte. Bruegel-Forscher in Wien stimmen dahingehend überein, dass die meisten der bisher vorgeschlagenen Interpretationen nicht die wahre Bedeutung des Gemäldes enthüllen konnten. Beispielsweise wurden Versuche unternommen, die großen Schuhe mit dem Ausdruck „auf großen Fuß leben“ in Verbindung zu bringen oder die zweiteilige Krone der Braut als Hinweis auf eine Schwangerschaft zu sehen. Es entspricht Bruegels humanistischem Selbstverständnis eher, dass Bild als neutrale Beobachtung ohne darüberhinausgehende Intention zu verstehen. Die Wahl des Themas war in der Geschichte der niederländischen Grafik und Malerei nichts entscheidend Neues, aber bisher war es noch nie in dieser kompositorischen und motivischen Dichte und aus einer derart wohlwollenden Distanz behandelt worden.  

 

Dieses Jahr feiert das Kunsthistorische Museum sein 125. Jubiläum: 1891 eröffnete Kaiser Franz Josef offiziell das Museum. Ihr könnt den heutigen Bruegel in der „Festkulturen“-Ausstellung sehen.