Blaues Pferd II by Franz Marc - 1911 Kunstmuseum Bern Blaues Pferd II by Franz Marc - 1911 Kunstmuseum Bern

Blaues Pferd II

Öl auf Leinwand •
  • Franz Marc - 8. Februar 1880 - 4. März 1916 Franz Marc 1911

Jeden Sonntag in diesem Monat präsentieren wir Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern in der Schweiz. Es ist Zeit für diese wunderschöne Arbeit von Franz Marc :).

Vom Betrachter abgewandt schwebt ein blaues Pferd in einer unglaublich farbigen Landschaft. Unter den Hufen des Tieres ist ein Weg- oder ist es ein Bach?-, der zu einem Gebiet führt, in dem ein Hügel, der Himmel und Wolken suggeriert werden. Das Pferd steht still, aber ein starker Windstoß scheint durch seinen Schweif und durch die Landschaft zu wehen. Frei von jeglichem praktischen Nutzen als Reit- und Arbeitstier, ist das Pferd von beeindruckender Größe. Seine blaue Farbe erinnert an die Farbe der Sehnsucht in der Romantik. Da das Pferd von hinten dargestellt wird, bewegt sich der Blick des Betrachters in die gleiche Richtung wie der Blick des Pferdes. Dies spiegelt Franz Marcs Versuch wider, sich in die Seele des Tieres hineinzuversetzen. Es ist, als würden wir die Welt aus der Perspektive des Pferdes erleben.

Bereits in früher Phase lag das Hauptinteresse des Künstlers und gebürtigen Münchners Franz Marc in der Tierwelt, zu der er eine enge Verbundenheit empfindet. Hirsche, Hunde, Kühe und vor allem Pferde sind die Motive, mit denen er seine Vorstellung einer neuen Kunst entwickelt. Marc stellt sie in reinem Rot, Blau und Gelb dar, zunächst realistisch und dann zunehmend frei. Er bettet sie in abstrakte Landschaften ein, die er mittels den Komplementärfarben Grün, Orange und Violett zum Leben erweckt. Eng verbunden mit dem Berner Bild, Blaues Pferd II, ist das Gemälde Blaues Pferd I, das dieselben Maße aufweist und ebenfalls im Jahr 1911 entstand. Es zeigt ein junges Pferd von vorne und befindet sich im Lenbachhaus in München.

Franz Marc und Wassily Kandinsky gründeten im Jahr der Fertigstellung unseres Gemäldes den Almanach "Der Blaue Reiter" ("The Blue Rider"). Kandinsky merkte rückblickend an: "Wir erfanden den Namen Der Blaue Reiter an einem Kaffeetisch unter der Gartenlaube in Sindelsdorf: Wir beide liebten Blau. Marc liebte Pferde, ich liebte Reiter." Das von ihnen mitherausgegebene Buch erschien 1912 und sollte sich als eine der wichtigsten programmatischen Schriften zur Kunst des 20. Jahrhunderts erweisen. Die Künstler, die sich mit "Der Blaue Reiter" beschäftigten, schlossen August Macke, Gabriele Münter, Alexej Jawlensky und Paul Klee ein. Sie stellten nicht nur ihre Arbeiten gemeinsam aus, sondern teilten auch die Ansicht, dass ein innerer Zusammenhang zwischen den letzten Tendenzen in der Malerei und den Werken der Gotik, der Volks- und Kinderkunst, existiert. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kamen die Aktivitäten der Gruppe zu einem Ende. Wassily Kandinsky kehrte nach Russland zurück und Franz Marc, der sich freiwillig zum aktiven Dienst gemeldet hatte, fiel in der Schlacht von Verdun im Alter von 36 Jahren.