Hector und Andromache

Giorgio de Chirico ist hauptsächlich bekannt als italienischer Maler metaphysischer Kunst, oft als ‚Begleiterscheinung‘ der Surrealisten verstanden, aber hauptsächlich im Streit mit diesen. Mit „metaphysisch“ meinten seine Zeitgenossen etwas außerhalb des Universums, aber dennoch beherrscht von den Naturgesetzen. „Ein künstlerisches Werk muss allen menschlichen Grenzen entfliehen: Logik und Vernunft wären nur störend“, schrieb de Chirico 1913. Dieses Gemälde war Produkt sowohl der Kubisten- als auch Surrealistenschulen. Der Surrealismus schöpfte stark aus träumerischen Themen, aus der Geometrie und simplen Strukturen. Der Kubismus bediente sich der repräsentativen Abbildung durch den starken Gebrauch geometrischer und schräg geneigter Perspektiven. Das Thema dieses Gemäldes kommt aus der griechischen Mythologie – Hectors Abschied von seiner Frau, Andromache, vor seinem Kampf gegen Achilles. De Chirico bildet das dem Schicksal ausgelieferte Paar als die zwei Figuren in dem Ölgemälde ab. Die linke Figur ist Hector, angesichts der maskulinen Breite der Schultern und des spitz zulaufenden Unterleibs. Die rechte Figur ist Andromache: Sie ist aus feminineren, organischen und kurvigeren geometrischen Formen zusammengesetzt und hat ausgeprägte Hüftknochen.