Der Tag by Ferdinand Hodler - 1899-1900 - 160 × 352 cm Kunstmuseum Bern Der Tag by Ferdinand Hodler - 1899-1900 - 160 × 352 cm Kunstmuseum Bern

Der Tag

Öl auf Leinwand • 160 × 352 cm
  • Ferdinand Hodler - 14. März 1853 - 19. Mai 1918 Ferdinand Hodler 1899-1900

In seiner endgültigen Fassung zeigt die Gestaltung des Gemäldes Der Tag die verschiedenen Phasen des Aufwachens als Abfolge von Gesten. "Die Frauen sind aus dem Schlaf aufgewacht und [einige] schützen sich vor dem einfallenden Tageslicht; andere haben diese Phase hinter sich gelassen und bewundern den Glanz des Tages, der durch die auf dem Boden verstreuten Blumen dargestellt wird. Zusammen ergeben die ausdrucksstarken Armbewegungen einen Halbkreis und formen das obere Ornament des Werkes. Die Linien der Körper sind losgelöst; die Füße und Beine formen eine Reihe von geschlossenen Formen."

Diese Beschreibung des Motivs von Ferdinand Hodler selbst stellt das Zusammenspiel von symbolischem Ausdruck und schmückender Bewegung ins Zentrum. Fünf Frauen sitzen auf einem blauen Tuch auf einer Wiese; der Boden ist bestreut mit zarten Blumen, deren Farbe die des Tuchs spiegelt. Während das gelbliche Licht der Morgendämmerung am Bogen des Horizonts aufgeht, wenden sich die vier außen sitzenden Frauen der Figur in der Mitte zu, ihr Gesichtsausdruck wird durch die Drehung ihrer Körper und die Haltung ihrer Arme und Hande verstärkt, sodass sie ängstlich bis leidenschaftlich wirken. Die zentrale Frauenfigur, deren Arme wie in einer Art rituellem Gebet erhoben sind, öffnet sich zu den Lichtstrahlen, ohne sich vor ihnen zu schützen. Zusammen mit dem sanften Auf und Ab der Wiese bilden die Reihe von Gesten und die tänzerische Drehung der Körper eine subtile Choreografie von Ausdrucksstärke, die das gesamte Werk umfasst.

Mit seinen leichten Farben und ekstatischen Ornamenten steht Der Tag in Opposition zu Die Nacht (bei DailyArt ebenso schon vorgestellt) und in einer seligen Synphonie des Wachstums. Berthe Jaques, die Hodler im Jahr 1898 heiratete, saß Modell für die Figuren. In seiner Kunst steht sie für die archetypische, himmlische Frau, die Reinheit und Wahrheit verkörpert.

Ende der 1890er Jahre hat er den Kampf um öffentliche und materielle Anerkennung gewonnen. Somit kann Der Tag auch verstanden werden als persönliche Feier des Lichts, das nach den Entbehrungen der frühen Jahre nun seinen Leben erhellt.

In dieser Lesart macht Hodler seine private Situation für seine Kunst fruchtbar, indem er sie mit der Freude über einen Neustart erfüllt. Der große Erfolg des Gemäldes auf der Weltausstellung 1900 in Paris und auf der neunzehnten Ausstellung der Wiener Secession 1904 brachte ihn vermutlich dazu, zwei weitere Versionen des Gemäldes anzufertigen.

Wir zeigen das heutige Gemälde dank des Kunstmuseums Bern <3