Der Lothair Kristall by Unbekannter Künstler - c. 855-869 - 11.4 cm Durchmesser British Museum Der Lothair Kristall by Unbekannter Künstler - c. 855-869 - 11.4 cm Durchmesser British Museum

Der Lothair Kristall

vergoldeter Kupferrahmen, Kristall, crystal • 11.4 cm Durchmesser
  • Unbekannter Künstler Unbekannter Künstler c. 855-869

855 war das ehemalige Karolinische Imperium in einem traurigen Zustand. Weit entfernt davon, noch das prachtvolle Reich zu sein, das von dem berühmten Karl dem Großen (r.768-814) regiert wurde, war das Gebiet durch den Vertrag von Verdun in drei einzelne Reiche gespalten worden, welche jeweils von einem der Enkel Karls des Großen regiert wurden. Diese Verteilung fragmentierte nur noch weiter als eins der Königreiche, das fränkische Mittelreich, unter den drei Söhnen König Lothars bei seinem Tod 855 aufgeteilt wurde. Lothar II erhielt Mittelfranken, auch bekannt als Lotharingia, und teilweise der Vorläufer des heutigen Lothringen. Obwohl König Lothar II hauptsächlich mit seinen vielen Kämpfen mit dem Rest seiner königlichen Familie beschäftigt war, fand er die Zeit, diesen Kristall vor seinem Tod 869 in Auftrag zu geben. Er stellt die Geschichte von Susanna wie im Apocrypha erzählt dar.

Obwohl der Rahmen des Stücks im 15ten Jahrhundert hinzugefügt wurde und der hervorstechende Sprung das Ergebnis des unsachgemäßen Gebrauchs des Objekts während der Französischen Revolution sein könnte, ist die Schnitzarbeit der 8 einzelne Szenen bemerkenswert klar und lebhaft detailreich. König Lothar wird in einer Inschrift auf dem Kristall genannt, obwohl nicht klar ist, warum Susannas Geschichte relevant für ihn gewesen sein können. Es ist sicherlich möglich, dass König Lothar II seine Rolle als gerechter Lenker seines Reiches betonen wollte und die Materie diesem Muster folgte. Eine andere, vielleicht sogar faszinierendere Möglichkeit, bezieht sich auf König Lothars II Ehefrau, Teutberga. Teutberga konnte keine Kinder gebären, weswegen König Lothar II alles versuchte, um diese Ehe annullieren zu lassen. Dass das Augenmerk des Kristalls auf der tugendhaften und zu Unrecht verurteiten Susanna liegt könnte einen Versuch von König Lothars II Feinden oder Teutbergas Unterstützern darstellen, den König davon zu überzeugen, seine unschuldige, wenn auch unfruchtbare Gattin, zu anzuerkennen. Was auch immer der Fall ist, der Kristall ist ein fantastisches Beispiel der meisterlichen Schnitztechnik des neunten Jahrhunderts in einem etwas unüblichen und oft wankelmütigen Material.

- Stephanie Skenyon

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