Lesendes Mädchen in Blau

August Macke (1887-1914) wurde in Deutschland als Sohn von Eltern der Arbeiterklasse geboren. Obwohl sein Vater Bauunternehmer war, teilten beide ihre Liebe zur Malerei. Im Jahr 1907 reiste Macke nach Paris, wo er die Arbeiten der Impressionisten sah; er begann in diesem Stil zu malen, ebenso wie postimpressionistische Arbeiten zu schaffen.

Macke war mit Franz Marc befreundet und lernte durch ihn Kandinsky kennen; sie erschufen die Bewegung Der Blaue Reiter (The Blue Rider), die einen großen Beitrag zur abstrakten Kunst leistete. Macke war außerdem in hohem Maße von Robert Delaunays orphischen Kubismus beeinflusst, was Macke dazu veranlasste im expressionistischen Stil zu malen, für den er am bekanntesten wurde. Später in seiner Karriere schloss er sich auch dem Fauvismus an.

Lesendes Mädchen in Blau (1914) wurde mit Elementen des Expressionismus und des Fauvismus gemalt. Das Gemälde zeigt seine Frau Elisabeth, die sich intensiv mit dem Lesen eines Buches beschäftigt. In dem Gemälde sind leuchtende Farben und schwungvolle Formen verwendet worden, um Emotionen hervorzurufen und eine Stimmung zu erzeugen, anstatt objektive Realität zu zeigen. Die Farbe blau dominiert in dem Gemälde, die einen melancholischen Effekt kreiert und eine nahezu düstere Stimmung. Die bunten Früchte und die Gestaltung des Tischtuchs tragen zum stilistischen Gesamteindruck des einfachen, einsamen Lesens bei.

Bereits als junger Künstler hatte August Macke mit über 400 Gemälden ein beeindruckendes Gesamtwerk geschaffen, das sein enormes Talent zeigte und einer Karriere mit großem Potential Platz machte. Sein letztes Gemälde hieß Abschied, womöglich ein Hinweis auf seinen frühen Tod im Alter von 27 Jahren; er wurde in einem Kampf auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges getötet.

- Heidi Werber