„Ein Weihnachtslied” wurde von Rossettis Studioassistenten und Freund Henry Treffry Dunn in seinen unveröffentlichten Arbeiten wie folgt beschrieben: „Eine Jungfrau in prachtvoller östlicher Kleidung in Karmesinrot mit einem durchgehend gearbeiteten Goldfadenmuster, die auf einem Saiteninstrument spielt, während sie ‚Hodie Jesu Christus natus est Hallelujah‘ singt. Rossetti grub gern Themen aus den frühen englischen Mysterien aus und ich vermute, dass er diese Fantasie aus einer solchen Quelle haben muss.” Es ist eine von Rossettis frühesten in einer Reihe von halbfigurigen Darstellungen von Frauen in voluminösen Kleidern, die Musikinstrumente spielen.
Die Verbindung mit weiblicher Schönheit, Musik und der Mode für exotische Dekoration und Kostüme waren zentrale Themen der aufkommenden Englischen Ästhetik – dem revolutionären Kunststil der 1860er und 1870er Jahre, der Elemente der Renaissance, des Orients und der Klassik kombinierte.
Das Vorbild für dieses Gemälde war Ellen Smith, eine arme Wäscherin, die 1863 in einer Straße in Chelsea von Rossetti „entdeckt” wurde. „Ein Weihnachtslied” gehörte zu Rossettis letzten Bildern von Ellen und war das aufwendigste aller Darstellungen, die Rossetti je von ihr anfertigen würde. Das Motiv scheint von einem verzierten exotischen Instrument inspiriert worden zu sein, das Teil von Rossettis Kuriositätensammlung war. Es wurde als eine Fiedel mit kurzem Hals identifiziert, ein Rabbab, wahrscheinlich algerisch oder tunesisch, der eher mit dem Bogen als gezupft gespielt wurde.
Noch einmal: Frohe Weihnachten allerseits! :) Hier sind Arthur Rackhams Illustrationen zu den Weihnachtsliedern. <3