Turm zu Babel by Marten Valckenborch - 1595 - 75,5 x 105 cm Staatliche Kunstsammlungen Dresden Turm zu Babel by Marten Valckenborch - 1595 - 75,5 x 105 cm Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Turm zu Babel

Öl auf Leinwand • 75,5 x 105 cm
  • Marten Valckenborch - 1535 - 1612 Marten Valckenborch 1595

Der legendäre Turm zu Babel, ein massiver, pyramidenartiger Rundbau, überragt eine weite, vielgestaltige Landschaft, die aus mehreren unterschiedlichen geografischen Regionen besteht. In seiner komplizierten, mehrschaligen Konstruktion erinnert der gigantische Turm an zwei berühmte Gemälde des Turms zu Babel von Pieter Bruegel dem Älteren, ohne dessen Vorbild diese Darstellung nicht denkbar wäre. Das Gebäude ist in allen Etagen, die durch unzählige Treppenhäuser miteinander verbunden sind, bereits bewohnt und es entsteht der Eindruck, dass es das vielfältige Leben einer ganzen Stadt in seinen Mauern birgt. Im dunkleren Vordergrund ist der legendäre König Nimrod, der Erbauer des Turms, unter einem Sonnenschirm mit seinem Gefolge zu sehen. Er inspiziert die Arbeiter, die in zahlreichen verschiedenen Gewerken an der Fertigstellung des Bauwerks beteiligt sind. Die Gruppe der Steinmetze im Vordergrund rechts fällt durch ihre im Vergleich zu den umgebenden Figuren seltsam disproportionierten und antik wirkenden Körperformen auf, die Einflüsse der venezianischen Malerei erkennen lassen.

Darstellungen des Turmbaus zu Babel gehörten um die Wende zum 17. Jahrhundert zu den beliebtesten und gefragtesten Sujets der Landschaftsmalerei nördlich der Alpen. Die biblische Geschichte vom Turmbau (Genesis 11, 1-9) hat eine existenzielle Dimension, denn das Bauwerk, das „bis zum Himmel” reicht, ist ein Symbol für das Scheitern der Menschheit in ihrem Bemühen, sich mit Gott zu messen. Der Schwerpunkt liegt hier jedoch nicht auf der Zerstörung des Turms oder der Zerstreuung der Menschheit, sondern auf dem kollektiven Streben nach der Vollendung eines Bauwerks, das alles menschliche Maß übersteigt und den Anspruch erhebt, wie Gott zu sein. Die formale Anspielung auf das antike Kolosseum in Rom wurde von Valckenborchs Zeitgenossen verstanden. Offenbar wurde sie auch als Angriff auf das römische Papsttum gedeutet, das im babylonischen Sinne verkommen war und der gerechten Strafe Gottes sicher war.

Wir präsentieren das heutige Bild in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden :)

P.S. Hier sind die berühmtesten Türme zu Babel in der Kunst!