Giovanni Antonio Boltraffio
Giovanni Antonio Boltraffio war ein italienischer Maler der Hochrenaissance aus der Lombardei, der im Atelier von Leonardo da Vinci arbeitete. Boltraffio und Bernardino Luini sind die stärksten Künstlerpersönlichkeiten, die aus Leonardos Atelier hervorgegangen sind.
Es heißt, Leonardo habe seinen Künstlerkollegen gesagt, dass niemand den Stil eines anderen nachahmen solle, weil er dann eher ein Enkel als ein Sohn der Natur sei. In seinem eigenen Atelier ermutigte er seine Schüler allerdings kaum, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Die heutige Madonna mit Kind wird als „das beste leonardeske Bild, das nicht von Leonardo selbst gemalt wurde” bezeichnet. Manche Kunstwissenschaftler*innen glauben, dass der Meister selbst während des Entstehungsprozesses vielleicht doch die Hand seines besten Schülers Boltraffio geführt hat.
Das Bild ist in jeder Hinsicht so „leonardesk” wie nur möglich: Es gibt das berühmte Sfumato oder die zarte Schattierung, die die Umrisse der Formen abschwächt, das rätselhafte Lächeln der Jungfrau und ihre charakteristisch großen Hände sowie die pyramidale Komposition. Tatsächlich stellte sich kürzlich heraus, dass das Holz, auf dem das Bild gemalt wurde, aus demselben Stamm geschlagen wurde wie Leonardos Felsgrottenmadonna, die in London hängt. Der leonardischste Teil ist allerdings die Grundidee: Das Jesuskind greift nach etwas, das bereits verschwunden ist. Was dieses Objekt war, bleibt für die Betrachtenden für immer ein Geheimnis. Man ging bereits davon aus, dass das Gemälde nicht fertiggestellt worden sei und dass der Maler ursprünglich plante, eine Rose in die Fayence-Schüssel zu malen, aber technische Untersuchungen bewiesen, dass das Bild ohne Zweifel vollendet ist.