Selbstporträt

Habt ihr schon mal von Hale Asaf gehört? Um ehrlich zu sein, hatte ich es auch nicht und das ist ein großer Fehler. Ich gebe meiner auf europäische Kunst fokussierten Kunstgeschichtsbildung die Schuld! 

Hale Asaf wurde, wie viele türkische Malerinnen ihrer Zeit, in eine wohlhabende osmanische Familie geboren und wuchs in einem mehrsprachigen Umfeld auf. Im Jahr 1919 begab sie sich auf eine prägende Reise nach Rom, wo sie zusammen mit ihrer Tante, der gefeierten Malerin und Kunstlehrerin Mihri Rasim, wohnte und ihren ersten Zeichenunterricht erhielt. Zwei Jahre später wurde sie an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin angenommen. Wegen finanzieller Engpässe musste sie jedoch 1924 nach Istanbul zurückkehren. Nach ihrem Abschluss und dem Erhalt eines staatlichen Stipendiums für weitere europäische Studien reiste sie Anfang 1926 nach München und beabsichtigte, dort in das Atelier von Lovis Corinth einzutreten. Leider wurden ihre Bestrebung stark von ihren anhaltenden gesundheitlichen Problemen eingeschränkt, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten sollten. Im Jahr 1931 ließ sich Hale Asaf gemeinsam mit ihrem Partner, dem antifaschistischen italienischen Autor Antonio Aniante, in Paris nieder und diese lebhafte Zeit erwies sich, obwohl von finanziellen Schwierigkeiten geprägt, als künstlerisch erfüllend, da Asaf vollkommen in die intellektuell anregende Pariser Kunstszene eintauchte.

Da sie in diversen Städten und Ateliers gelebt, gelernt und gearbeitet hatte, mischte Hale Asaf nahtlos ein Spektrum von Stilen und Techniken, um ihre charakteristische künstlerische Identität zu schaffen. Dabei hielt sie sich von bloßer Nachahmung fern, um eine unabhängige Künstlerin zu bleiben. Zu ihren bevorzugten Motiven gehörten Selbstporträts, Porträts ihres engsten Kreises, Landschaften und Stillleben. Hervorstechende, erkennbare Pinselstriche, kräftige Farben und geometrische, aber dennoch harmonische und naturalistische Muster kennzeichnen ihre Arbeit. Ihre Porträts teilten die Hintergründe häufig in gegensätzliche Ebenen heller und dunkler Farbtöne, die die Emotionen des Modells dynamisch übertragen.

Tragischerweise endete Hale Asafs Leben im Alter von 33 Jahren und der Verbleib ihrer Gemälde blieb für lange Zeit ein Rätsel. Heute befinden sich die Werke hauptsächlich in privaten Sammlungen.

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