

Vincent van Gogh
Vincent Willem van Gogh (1853-1890) war ein niederländischer postimpressionistischer Maler, der als einer der berühmtesten und einflussreichsten Künstler der westlichen Kunstgeschichte gilt. In gut einem Jahrzehnt schuf er mehr als 2.100 Werke, darunter 860 Ölgemälde, die größtenteils in seinen letzten zwei Lebensjahren entstanden. Sie umfassen Landschaften, Stillleben, Porträts und Selbstporträts, die geprägt sind von kräftigen Farben und einer spontanen, expressiven Pinselführung.
Van Gogh wurde in Zundert geboren, in der überwiegend katholischen Provinz Noord-Brabant (Nordbrabant). Seine Eltern waren Theodorus van Gogh (1822-1885) und Anna Carolina Carbentus (1819-1907). Seine Mutter entstammte einer wohlhabenden Familie in Den Haag. Sein Vater war ein Pastor der Niederländisch-reformierten Kirche. Vincent war ein ernsthaftes und nachdenkliches Kind, das anfangs von seiner Mutter und einer Gouvernante zu Hause unterrichtet wurde. Sein Interesse für Kunst zeigte sich schon in frühem Alter. Als Kind wurde er von seiner Mutter zum Zeichnen ermutigt. 1864 kam er in ein Internat in Zevenbergen (ungefähr 25 Kilometer nördlich von Zundert), wo er sich sehr einsam fühlte und mehrmals bat, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Stattdessen schickten seine Eltern ihn auf eine weiterführende Schule in Tilburg (noch weiter entfernt von daheim), wo er sehr unglücklich war. Im März 1868 kehrte er sehr plötzlich nach Hause zurück.
1869 vermittelte Onkel Cent van Gogh Vincent eine Stellung bei den Kunsthändlern Goupi & Cie in Den Haag. Nach dem Absolvieren seiner Ausbildung wurde er 1873 nach London versetzt. Dort fühlte er sich wohl, er war erfolgreich im Beruf und verdiente als Zwanzigjähriger mehr Geld als sein Vater. Nach einer kurzen Periode in Paris (1875-1876), wo er wegen Uneinigkeiten mit seinem Arbeitgeber entlassen wurde, kehrte er nach Hause zurück.
Wieder in den Niederlanden wandte er sich stärker der Religion zu, er wurde zunehmend fromm und fühlte sich zu einem asketischen Leben berufen. Die Familie unterstützte seine religiöse Überzeugung und seinen Wunsch, Pastor zu werden und schickte ihn 1877 zu seinem Onkel Johannes Stricker, einem ehrwürdigen Theologen in Amsterdam. Van Gogh bereitete sich auf die theologische Aufnahmeprüfung an der Universität von Amsterdam vor. Als er die nicht bestand, verließ er das Haus seines Onkels. Im Januar 1879 wurde er als Missionar in Petit-Wasmes angestellt, im belgischen Steinkohlerevier Borinage. Seine Verbundenheit mit der notleidenden Gemeinde ging so weit, dass er in einer Hütte wohnte und auf Stroh schlief. Seine miserabelen Lebensbedingungen machten ihn nicht beliebt bei den kirchlichen Autoritäten, die ihn entließen wegen 'Untergrabung der Amtswürde'. In der Borinage wuchs sein Interesse für die Menschen und die Szenen, die ihn umgaben. Er hielt sie in Zeichnungen fest, womit er den Rat seines jüngeren Bruders Theo befolgte, sich ernsthaft mit Kunst zu beschäftigen. Im November 1880 meldete er sich bei der Académie des Beaux-Arts in Brüssel an. Dort studierte er Anatomie und erlernte die Basiskenntnisse des Modellzeichnens und der Perspektivlehre. Van Gogh zog nach Den Haag, wo er hoffte, seine Bilder verkaufen zu können und um seinen angeheirateten Cousin Anton Mauve zu treffen. Mauve war ein erfolgreicher Künstler, wie Van Gogh es gern werden wollte. Mauve forderte ihn auf, in einigen Monaten wieder zu kommen und in der Zwischenzeit mit Kohle und Pastellkreide zu arbeiten. Danach nahm Mauve Van Gogh als Schüler auf und führte ihn in die Aquarell- und Ölmalerei ein. Er lieh ihm auch Geld, um ein eigenes Atelier einzurichten. Kurze Zeit später malte Vincent zum ersten Mal mit Ölfarbe, die er mit von Theo geliehenem Geld kaufen konnte. Er mochte das Medium und schrieb Mauve, wie überrascht er von den guten Resultaten sei, die er damit erreichte. Um März 1882 scheint Mauve sein Interesse für Van Gogh verloren zu haben und beantwortete er dessen Briefe nicht mehr.
Im September 1883 begab Van Gogh sich nach Drenthe. Doch übermannt von Einsamkeit zog er im Dezember bei seinen Eltern ein, die inzwischen in Nuenen (Nordbrabant) wohnten. Dort konzentrierte er sich aufs Zeichnen und Malen. Er arbeitete im Freien und schon bald fertigte er Skizzen und Gemälde von Webern und ihren Katen an. Anfang 1885 zeigte ein Pariser Händler Interesse. Theo informierte, ob Vincent Bilder zum Ausstellen bereit habe. Der reagierte im Mai mit seinem ersten großen Werk: Die Kartoffelesser. Im August wurde seine Arbeit zum ersten Mal öffentlich ausgestellt und zwar in den Schaufenstern des Kunsthändlers Leurs in Den Haag. Im März 1886 zog Van Gogh nach Paris, wo er sich mit Theo dessen Appartement in der Rue Laval in Montmartre teilte und in Fernand Cormons Atelier studierte. 1885 hatte er sich in Antwerpen schon für japanische Ukiyo-e-Holzschnitte interessiert und damit die Wände seines Ateliers geschmückt. Während seines Aufenthalts in Paris sammelte er Hunderte von ihnen. Nachdem er das Selbstporträt von Adolphe Monti Elli in der Galerie Delareybarette gesehen hatte, entschloß Vincent sich zu einer helleren Palette und mutigeren Malweise, wie vor allem zu sehen in Gemälden wie Seelandschaft bei Saintes-Maries (1888). Anfang 1887 zog Vincent nach Asnières, wo er Paul Signac kennenlernte. Er übernahm Elemente des Pointilismus, einer Technik, bei der eine Vielzahl kleiner farbiger Punkte auf die Leinwand aufgetragen werden, so dass sie, aus der Distanz betrachtet, eine optische Mischung von Farbtönen erzeugen. Als Van Gogh Paris im Februar 1888 Paris erschöpft verließ, hatte er in den zwei Jahren, die er dort verbracht hatte, mehr als 200 Bilder gemalt.
Krank vom Alkohol und leidend an Raucherhusten, suchte Van Gogh 1888 Zuflucht in Arles. Seine Zeit in Arles gehört zu den produktivsten Perioden seines Lebens. Er fertigte 200 Gemälde und mehr als 100 Zeichnungen und Aquarelle an. Die Landschaft und das dortige Licht bezauberten ihn. Seine Werke aus dieser Periode, die u.a. Ernten, Weizenfelder und allgemeine, ländliche Szenen aus der Region darstellen, sind reich an Gelb, Ultramarin und Hellviolett. Am 7. Mai zog Vincent in das Café de la Gare um, mit dessen Eigentümern, Joseph und Marie Ginouc, er sich angefreundet hatte. 1888 fertigte er eine Reihe von Gemälden, worunter Van Goghs Stuhl, Sternennacht, Sternennacht über der Rhône, Schlafzimmer in Arles, Das Nachtcafé, Caféterrasse bei Nacht und Vase mit zwölf Sonnenblumen. Als Gauguin sich 1888 bereit erklärte, Arles zu besuchen, erhoffte Van Gogh sich Freundschaft. Während er wartete, malte er im August Sonnenblumen. Nach langem Drängen kam Gauguin am 23. Oktober in Arles an und im November malten die beiden zusammen. Gauguin stellte Van Gogh in seinem Bild Der Maler der Sonnenblumen dar. Die beiden Künstler besuchten im Dezember 1888 Montpellier, wo sie Werke von Courbet und Delacroix im Musée Fabre sahen. Zwischen Van Gogh und Gauguin kam es oft zum Streit und Van Gogh befürchtete zunehmend, dass Gauguin ihn verlassen würde. Die Situation entwickelte sich schnell zur Krise. Seine Freundschaft mit Gauguin endete nach einem Konflikt mit einem Rasiermesser, mit dem er sich vor Wut einen Teil seines linken Ohres abschnitt. Die genaue Abfolge der Ereignisse, die zu Van Goghs Verstümmelung führten, ist noch immer nicht bekannt. Van Gogh konnte sich von dem Vorfall nichts erinnern, was bedeuten könnte, dass er einen akuten Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Im Krankenhaus wurde die Diagnose einer 'akuten Manie mit generalisierten Delir' gestellt und wenige Tage später ordnete die örtliche Polizei seine Einlieferung in ein Krankenhaus an. Gauguin floh aus Arles und sollte Vincent nie wiedersehen. Trotz pessimistischer Diagnose erholte Van Gogh sich und kehrte im Januar 1889 in das von ihm gemietete 'Gelbe Haus' zurück. Im März verschloß die Polizei das Haus nach einer Petition von 30 Umwohnenden, die ihn als 'le fou roux' (den rothaarigen Verrückten) bezeichneten. Zwei Monate später verließ er Arles und ließ sich freiwillig in eine Anstalt in Saint-Rémy-de Provence aufnehmen. Seine Depression hielt an und am 27. Juli 1890 schoß Vincent sich mit einem Revolver in die Brust. Zwei Tage später starb er an seinen Verwundungen. Während seines Lebens war Van Gogh nicht erfolgreich und wurde er oft als Verrückter und Versager angesehen. Nach seinem Tod wurde er berühmt und existiert in der öffentlichen Vorstellung als Prototyp des verkannten Genies.