Unerwarteter Blick

Remedios Varo Uranga war eine parasurrealistische Malerin und Anarchistin. Die männlichen Surrealisten betrachteten ihre weiblichen Kollegen fast nie als fähige Künstler. Weibliche Surrealisten waren daher gezwungen, andere Wege innerhalb ihrer Einschränkungen zu finden und versuchten gleichzeitig, diese Behauptung zu entkräften. Varo tut es durch ihre Bilder von Frauen in eingesperrten Räumen. Später entwickelten sich ihre Charaktere zu sinnbildlichen, androgynen Figuren mit herzförmigen Gesichtern, großen Mandelaugen und adlernasig, was ihren eigenen Gesichtszügen entsprach. Varo stellte sich häufig selbst dadurch in ihren Bildern dar, unabhängig vom Geschlecht der Figur. Ein Gefühl der Isolation wurde wieder und wieder geschaffen, als Varo ihre Figuren in der einen oder anderen Umgebung isolierte und überbrachte damit eine kraftvolle Nachricht an all die, die sich lange genug mit dem Bild beschäftigten. Ihr Gebrauch der anscheinend autobiografischen Charaktere - eingesperrt und gefangen durch unbekannte Kräfte - konnte als Offenbarung der Dynamik der Übermacht der männlichen über die weiblichen Surrealisten und ihr Missbrauch als Musen verstanden werden. Ihre Bilder können als Antwort auf die Ausgrenzung der Frauen interpretiert werden; durch die Angleichung ihrer Charaktere und chimerischen Figuren an Gefangene portraitiert sie die frauenfeindliche Behandlung der Künstlerinnen durch die Künstler.