Die große Odaliske by Jean-Auguste-Dominique Ingres - 1814 - 91 x 162 cm Musée du Louvre Die große Odaliske by Jean-Auguste-Dominique Ingres - 1814 - 91 x 162 cm Musée du Louvre

Die große Odaliske

Öl auf Leinwand • 91 x 162 cm
  • Jean-Auguste-Dominique Ingres - 29. August 1780 - 14. Januar 1867 Jean-Auguste-Dominique Ingres 1814

Heute habe ich Geburtstag, deshalb möchte ich eines meiner Lieblingsbilder mit dir teilen. Es ist Die große Odaliske von Jean-Auguste-Dominique Ingres, ein Kunstwerk, das viel Kritik hervorrief, als es zum ersten Mal gezeigt wurde. Es wurde vor allem aufgrund der absichtlich verlängerten Proportionen der Figur (die Odaliske hat zwei oder drei Wirbel zu viel) und des fehlenden anatomischen Realismus berühmt.

Auf der ersten Blick scheint dieser Akt der Tradition der großen venezianischen Künstler zu folgen, wie Tizians Venus von Urbino von 1538. Bei näherem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass hier keine klassische Szene vorliegt. Stattdessen hat Ingres eine kühle, distanzierte Erotik geschaffen, die durch den exotischen Kontext betont wird. Der Pfauenfächer, der Turban, die riesigen Perlen, die Wasserpfeife (für Haschisch oder vielleicht Opium) und natürlich der Titel des Bildes - alles weist auf die französische Vorstellung des Orients hin. Doch Vorsicht! Das Wort „Orient“ bezieht sich nicht auf den Fernen Osten, sondern eher auf den Nahen Osten oder sogar auf Nordafrika. In der Vorstellung des französischen männlichen Betrachters aus dem 19. Jahrhundert, für den dieses Bild geschaffen wurde, erinnerte die Odaliske nicht nur an eine Haremssklavin, an sich ein Missverständnis, sondern rief eine Reihe von Ängsten und Wünschen hervor, die mit der langen Geschichte der Aggression zwischen dem christlichen Europa und dem islamischen Asien zusammenhängt. Aufgrund dieser gefühlten Distanz konnte die porzellanhafte Sexualität des Motivs akzeptiert werden, sogar von einer zunehmend prüden französischen Kultur.