Rousse

Toulouse-Lautrec schuf zahlreiche Bilder von Frauen in privaten Momenten, häufig bei der Toilette. Diese Nahaufnahme einer Frau nimmt den Mittelpunkt der Komposition ein und bietet dem Betrachter den Anblick eines modellierten Rückens. Die Korbstühle um sie herum lassen vermuten, dass sich die Szene im Atelier des Künstlers in der Rue Caulaincourt abspielt. Obwohl das Thema der Frau bei der Toilette zu dieser Zeit häufig aufgegriffen wurde, vor allem von Mary Cassatt und Bonnard, ist es vor allem der naturalistische Einfluss des Impressionisten Edgar Degas, der dieses Bild von Lautrec bestimmt. Die Vernachlässigung der akademischen Pose und die forcierte Perspektive waren in Lautrecs Werk eher unüblich und erinnern an die Serie von Frauen bei der Toilette, die Degas 1886 bei der achten und letzten Ausstellung der Impressionisten präsentierte. Die Rahmung der Szene und der hohe Blickwinkel verweisen auf die meisterhaften Pastelle von Degas, den Lautrec zutiefst bewunderte. Wie sein älterer Kollege zeigte Lautrec Frauen "ohne Schickschnack" als würde er "durch das Schlüsselloch spähen". Er unterscheidet sich jedoch von Degas durch die Menschlichkeit, mit der er sie beobachtete und malte. Dieses Gemälde hat zu einigen Missverständnissen geführt. Tatsächlich hatte es bereits verschiedene Titel und die Datierung wurde geändert. Inzwischen steht fest, dass es im Jahr 1889 gemalt wurde und nicht 1896, wie es in alten Katalogen steht. Es handelt sich mit Gewissheit um das Werk, das Lautrec 1890 unter dem Namen Rousse bei der Ausstellung der Les XX (einer avantgardistischen Künstlergruppe) in Brüssel zeigte. Dieser vom Künstler selbst gewählte Titel erinnert an seine Vorliebe für die rothaarigen Modelle, die er sein ganzes Leben malte und möglicherweise an eines seiner Lieblingsmodelle, Carmen Gaudin.