Lorenzo Lotto
Gestern kam ich zurück von einer kurzen Reise nach Venedig, und dort entdecke ich eine Reihe von Gemälden von Lorenzo Lotto. Lotto war einer der führenden venezianisch-ausgebildeten Maler des früheren 16. Jahrhunderts. Seine frühen Werke sind stark von Giovanni Bellini beeinflusst. Lotto war aktiv an verschiedenen Orten in Italien und nahm eine breite Vielfalt anderer Einflüsse auf, von lombardischem Realismus bis zu Raphael. Er war tief religiös und seine späteren Gemälde wurden sehr spirituell. Außerstande, mit Tizian zu konkurrieren, arbeitete Lotto oftmals außerhalb von Venedig. Seine Arbeiten tun sich durch den Gebrauch tief gesättigter Farben hervor, durch den kühnen Gebrauch von Schatten und eine überraschend aussagekräftige Bandbreite, von nahezu karikativ bis hin zum Lyrischen. Er ist einer der individualistischsten der großen italienischen Maler. Die Frau in diesem Porträt wurde nicht eindeutig identifiziert. Gekleidet in einem aufwendigen und weich gemalten Kostüm von schimmerndem Grün und Orange lenkt sie die Aufmerksamkeit auf eine Zeichnung, die sie in ihrer linken Hand hält. Diese zeigt ihre römische Namenspatronin, Lucretia, kurz davor, sich zu erstechen, nachdem sie von dem Sohn König Tarquins vergewaltigt wurde. Die Transparenz der aufgetragen Farbe zeigt, dass Lotto Lucretia ursprünglich farbig darstellte, nicht als Schwarzweiß-Zeichnung. Das Porträt, das die Schönheit des Modells widergibt, betont gleichzeitig auch ihre Tugend. Die Botschaft wird unterstrichen von der lateinischen Inschrift auf dem Papier auf dem Tisch, die den römischen Historiker Livius zitiert: 'Nach Lucretias Beispiel lasst keine vergewaltigte Frau leben'.
Bis morgen!
Zuzanna
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