Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie

Egon Schiele interessierte sich für die unverwechselbare Sprache des menschlichen Körpers, die sich sowohl in feinen als auch in extremen psychischen und sexuellen Transformationen ausdrückt. 1915 heiratete Schiele Edith Harms. Edith und ihre Schwester Adele saßen dem Künstler Modell. Der leere Raum um das sitzende Modell hebt die Sitzposition der Figur hervor. Obwohl es sich hier um eine dem Künstler nahestehende Frau handelt, seine geliebte Edith, wird sie in provokanter, entspannter Pose in schwarzen Strümpfen und mit hochgezogenem Unterrock dargestellt. Die visuelle Gesamtwirkung des Bildes wird durch eine ausdrucksstarke Tonalität und die sichtbaren Striche mit Gouache abgerundet. Schiele studierte und inszenierte die Posen seiner Modelle so weit, dass er schließlich eine deformierte und sogar groteske Wirkung erzielte. Der Künstler durchbrach den tief verwurzelten Gegensatz zwischen Schönheit und Hässlichkeit und führte das provokative Konzept der neuartigen Kombination von Form und Emotion ein, das er in späteren Jahren mehr in Richtung Mysterium verlagerte.