Hast du schon jemals vom Fotografen Oscar Gustave Rejlander gehört? Zu seiner Zeit war er berühmt, jedoch wissen wir heute nicht einmal wo und wann er geboren worden war. Mit Sicherheit in Schweden, wahrscheinlich im Jahr 1813. Er war mit Charles Lutwidge Dodgson (alias Lewis Carroll) befreundet und arbeitete mit Julia Margaret Cameron zusammen. Beide wurden zuvor bereits auf DailyArt vorgestellt.
Oscar hatte einen holprigen Start. Er begann seine professionelle Karriere in London als der Eigentümer eines Fotografie Studios, aber hatte viele Nebenprojekte. Er schuff erotische Werke mit Zirkusmädchen und bildete Straßenprostituierte ab. Ab 1856 schlug er einen seriöseren Weg ein. Er wollte erforschen, wie er dasselbe Negativ zweimal verwenden könne, um etwas Trickserei anwenden zu können: er wurde für seine 'kopflosen' Menschen berühmt - dabei schnitt er den Kopf des Modells beim Druck ab und fügte es dann einem anderen Abzug an (etwa wie ausschneiden und einfügen). Er produzierte Fotos, in denen Menschen ihren eigenen Kopf in den Händen hielten, oder den ihrer Nahestehenden. Andere fanden dies höchst amüsant.
Für Oscar war dies jedoch erst der Anfang. Er erfand Wege noch ausgefeiltere Montagen zu kreieren, so wie etwa das heutige Foto, "Die zwei Seiten des Lebens". Es handelt sich um eine Allegorie zu Raffaels "die Schule von Athen" (1511). Zwei jungen Menschen wird die Unterweisung eines männlichen Leiters angeboten, der mit Bart in der Mitte des Fotos. Bei einem handelt es sich um das tugendhafte Vergnügen, beim anderen um das sündhafte. Im letzten Abzug kombinierte er 32 Fotos, deren Anfertigung sechs Wochen dauerte. Das Foto erzeugte Aufschrei und große Kontroversen. Seht Euch nur diese unanständige Nacktheit an! Der Vorwurf der Indezenz verschwand schnell, als Queen Victoria eine Kopie bestellte. Der Erfolg dieses Bilds machte ihn berühmt und öffnete ihm viele Türen. 1872 wurde er von Charles Darwin um Zusammenarbeit für die Publikation von Darwins Werk "Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren" gebeten. Sein Ansehen fasste in der wissenschaftlichen Welt Fuß und er trug zu den frühen Forschungen in der Psychologie und Psychiatrie bei. Mit all seinem Ruhm starb er 1875 dennoch als armer Mann. Die Edinburgh Photographic Society musste Geld zur Unterstützung seiner Witwe aufbringen.
- Erik