Nach dem Bad by Joaquín Sorolla - 1908 - 176 × 111.5 cm Hispanic Society Museum & Library Nach dem Bad by Joaquín Sorolla - 1908 - 176 × 111.5 cm Hispanic Society Museum & Library

Nach dem Bad

Öl auf Leinwand • 176 × 111.5 cm
  • Joaquín Sorolla - 27. Februar 1863 - 10. August 1923 Joaquín Sorolla 1908

Obwohl Joaquín Sorollas Strandszenen im Allgemeinen eine erstaunliche visuelle Vielfalt und thematisches Interesse aufweisen, gibt es nur wenige Beispiele in seinem gesamten Oeuvre, die eine so komplexe Mischung aus Erzählung, künstlerischen Referenzen, funkelnder Pinselführung und verblüffender Illusion des Lichtspiels aufweisen wie Nach dem Bad. Das Mis-en-scène ist einfach, die Figuren sind nah zum Betrachter platziert. Ein junges Paar trifft sich am Strand. Sie kommt gerade aus der Brandung, die feuchten Falten ihres Bata (Schwimmkittels) kleben an ihrem jugendlichen Körper. Ein Knopf hat sich gelöst, und als sie sich umdreht, um ihn zu schließen, lächelt sie schüchtern in Richtung des jungen Fischers (erkennbar an seinem Strohhut), der ihr Badelaken hochhält. Sein hypnotisierter Blick lässt vermuten, dass ihre Reize nicht ohne Wirkung sind: Es wird oft kommentiert, dass er zwar der Fischer ist,  aber an ihrem Haken hängt.

Die Geschichte, die erzählt wird, ist offen erotisch, aber sanft und humorvoll in ihrer Psychologie und, überraschenderweise, nicht im Geringsten anzüglich. Das Licht ergießt sich über sie, direkt von oben rechts, reflektiert vom Wasser (und hinterlässt blaue Spuren auf ihren Zehen), prallt als Halblicht vom Sand auf und wird in einer Symphonie aus Gelb, Rosa und Aquamarin auf das Blatt übertragen. Der Hintergrund ist völlig abstrakt.

Trotz der scheinbaren Spontanität des Bildes, greift es auf berühmte Kunstwerke zurück. Tatsächlich ist das Motiv der Komposition identisch mit dem eines berühmten Meisterwerks der italienischen Renaissancekunst, der Geburt der Venus von Sandro Botticelli (1445-1510), das die aus den Wellen geborene Göttin mit Dienern zeigt, die hinter ihr ein Tuch hochhalten. Und obwohl die Figur der jungen Valencianerin eindeutig dem Leben entnommen sein muss, entspricht sie einer antiken Statue, die Sorolla aus Museen in Rom und Paris gut kannte: der Venus Genetrix. Sorolla war von dieser Statue so angetan, dass er einen Abguss von ihr in seinem Garten in Madrid aufstellte. So zeigen diese Beispiele Sorollas Fähigkeit, frühere Kunstwerke aufzunehmen und sie nahtlos in seine eigenen schillernden Bilder vom Spanien des frühen 20. Jahrhunderts zu integrieren.

-MBB

Wir präsentieren das heutige wunderschöne Gemälde dank The Hispanic Society of America <3

P.S. Hier sind 8 Dinge, die jeder über Joaquín Sorolla wissen sollte.