Charlotte Corday

Dieses Gemälde von Paul Baudry bezieht sich auf ein historisches Ereignis aus der Französischen Revolution: Charlotte Corday ermordet Jean-Paul Marat am Abend des 13. Juli 1793. Der Maler entschied sich, den unmittelbar auf den Mord folgenden Moment zu zeigen. Wie in einem geschlossenen Raum reduzierte Baudry den Ausschnitt der Komposition, um den Betrachter ins Herz der Szene zu ziehen. Charlotte Corday, lebensgroß, steht erstarrt am Fenster und blickt ins Leere. Marat, auf der anderen Seite, liegt mit zurückgefallenem Kopf in der Badewanne, das Messer steckt noch in seiner Brust. Die Vogelperspektive und die Verkürzung betonen das dramatische Element. Die Objekte zwischen den beiden Figuren bezeugen die Brutalität der Szene: ein umgestürzter Stuhl, lose Papiere und ein Hut am Boden.

Um die Szene zu rekonstruieren, hatte Baudry sorgfältig den Bericht über das Geschehen in der Presse und in den Texten des Historikers Jules Michelet studiert: "Sie zog das Messer unter ihrem Brusttuch hervor und trieb es bis ans Heft in Marats Brust. 'Zu Hilfe, meine liebe Freundin!' Bei diesem Schrei rennen wir hinauf und sehen Charlotte am Fenster, wie versteinert." Der Künstler stellt auch Gegenstände dar, die in den Zeitungen erwähnt wurden, wie etwa die Bücher auf dem Regal und das Hackbrett auf der Badewanne. Zudem hat er ein unerwartetes Element eingefügt, eine alte Karte von Frankreich, die Ort und Zeit ihres Drucks verrät: 1792. Die dargestellten Grenzlinien entsprechen jedoch nicht diesem Datum.

Baudry wurde von zwei Bildern inspiriert: Der Tod des Marat, 1793 von Jacques-Louis David gemalt und später in den Besitz der Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien gekommen, und Portät von Charlotte Corday, 1793 gemalt von Jean-Jacques Hauer, das im Schloss Versailles verwahrt wird. Eines davon werden wir morgen zeigen... :)

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P.S. Hier ist zu sehen, wie andere Künstler sich mit dem Mordthema beschäftigt haben. Gruselig, nicht wahr?