Die Geißblattlaube by Peter Paul Rubens - um 1609/10 - 178 x 136,5 cm Alte Pinakothek Die Geißblattlaube by Peter Paul Rubens - um 1609/10 - 178 x 136,5 cm Alte Pinakothek

Die Geißblattlaube

Leinwand, auf Holz übertragen • 178 x 136,5 cm
  • Peter Paul Rubens - 28. Juni 1577 - 30. Mai 1640 Peter Paul Rubens um 1609/10

Heute geht unser Spezialmonat mit der Alten Pinakothek in München weiter – mit diesem wunderbaren Rubens. In der Alten Pinakothek findet sich eine große Rubens-Galerie, die zahlreiche Hauptwerke des flämischen Barockmalers enthält. Dieses Porträt eines verheirateten Paares ist ein zentrales autobiographisches Werk.

Nachdem er seine Ausbildung abgeschlossen hatte, verbrachte Rubens acht Jahre in Italien mit dem Studium der Antike und der zeitgenössischen Malerei. 1608 kehrte er nach Antwerpen zurück und wurde im darauffolgenden Jahr zum Hofmaler der spanischen Statthalter der Niederlande. Wenige Tage später, am 3. Oktober 1609, heiratete er Isabella Brant, die aus einer Antwerpener Patrizierfamilie stammte. Das Porträt entstand vermutlich zu diesem Anlass.

Die spontane und zwanglose Haltung der im Gras sitzenden Isabella erinnert an die Bildtradition des „Liebesgartens”. Das Thema der Liebe spiegelt sich auch in der namensgebenden Laube aus Geißblatt wieder, im Volksmund auch als Jelängerjelieber bekannt. Hier steht das Geißblatt für die Dauerhaftigkeit des aus Liebe geschlossenen Bundes.

Die zentrale Geste der ineinandergelegten Hände als Zeichen des Eheversprechens folgt einer Tradition seit der Antike. Die Köpfe von Rubens und Isabella, einander zugeneigt, verleihen dieser Geste die zusätzliche Bedeutung inniger Zuneigung.

Rubens tritt in diesem Bild als Aristokrat auf: Seine linke Hand ruht auf einem Degen. In den Stand eines Edelmannes wurde er jedoch erst viele Jahre später erhoben. Die Form des ganzfigurigen Porträts genügt höchsten Ansprüchen und rührt von Herrscherbildern her. Besonders Adlige wurden auf diese Weise dargestellt. Rubens' gesellschaftliches Aufstreben wird noch betont durch die sorgfältig gewählte, kostbare Kleidung des Paares, die der neuesten Mode folgte.

Rubens hat seine Beine in scheinbar lässiger Manier übereinandergeschlagen. Auch dies ist ein bedeutsames Motiv. Es geht auf Quellen zurück, die bereits im Mittelalter weit verbreitet waren, und steht für den otium sapientis, die nachdenkliche, kreative Muße des intellektuell aktiven Menschen. Rubens präsentiert sich also als intellektuelle Persönlichkeit, nicht als arbeitenden Maler.

PS: Wenn ihr mehr über Rubens' Leben wissen möchtet: Hier sind zehn Dinge, die ihr wissen solltet. :)

PPS: Da der Januar sich langsam seinem Ende zuneigt, empfehlen wir euch unsere DailyArt-Kalender; schaut sie euch hier an. :)