Die Seine bei Rouen by Claude Monet - 1872 - 50,5 × 65,5cm Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Die Seine bei Rouen by Claude Monet - 1872 - 50,5 × 65,5cm Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Die Seine bei Rouen

Öl auf Leinwand • 50,5 × 65,5cm
  • Claude Monet - 14. November 1840 - 05. December 1926 Claude Monet 1872

„Viele Leute bekommen Lachkrämpfe vor diesen Mixturen, mir hingegen ist das Herz zusammengeschnürt. Diese selbsternannten Künstler nennen sich Subversive, Impressionisten, sie nehmen eine Leinwand, Farbe und Pinsel, setzen willkürlich ein paar Farbtöne nebeneinander und signieren das Ganze ... Grausige Beispiele menschlicher Eitelkeit, die sich im Wahnsinn verliert ...“, schrieb der Figaro 1876 anlässlich der Zweiten Impressionisten-Ausstellung. Damals wurden Monets Gemälde vielleicht für umgerechnet etwa € 125 angeboten, doch selten wurde eins verkauft. Monet kämpfte verzweifelt gegen die Engstirnigkeit der Kritiker und der Öffentlichkeit. Fast 20 Jahre musste er auf Anerkennung warten und war tatsächlich wegen seiner Armut und seines schlechten Erfolgs einmal nahe daran, Selbstmord zu begehen.

Für dieses Gemälde fuhr Monet mit einem Boot auf die Seine, um sein Motiv von dort aus aufzunehmen. Das Ergebnis war natürlich nicht „realistisch“. Topografisch ist die Umgebung leicht zu bestimmen, für damalige Verhältnisse kann man sogar von einer kargen Industrielandschaft sprechen. Doch handelt es sich hier keineswegs um eine herkömmliche Sicht auf Rouen mit seiner mächtigen Kathedrale, sondern lediglich um den kleinen Ausschnitt, der gerade noch vom Boot aus zu sehen war. Im Vordergrund erstreckt sich die graugrüne Seine über die gesamte Bildbreite, und das Boot liegt vermutlich etwas schräg im Fluss, denn das Ufer taucht am linken Bildrand auf. Wie eine altmodische Staffage lenkt ein Zweimaster den Blick in Richtung Zentrum, auf die Stadt und andere Schiffe, doch die Silhouette der Stadt verschwimmt im Dunst. Ähnlich wie Pissarro hat Monet den Horizont stark rhythmisiert und aufgelöst; Wasser und Wolken waren wichtiger.

Nach 1894 wurde Monet schließlich anerkannt und mit seinen späteren Seerosenbildern berühmt. Die hohe Wertschätzung, die Monet heute genießt, ist auch der Erkenntnis zu verdanken, dass er in seinem Spätwerk malerische Prinzipien entwickelt hat, die ihn als Wegbereiter der Moderne erscheinen lassen.

Wir präsentieren das heutige Werk dank der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

PS: Claude Monet malte oft Serien derselben Motive, inklusive der ikonischen  Kathedrale von Rouen. <3

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