Obstgarten by Symche Trachter - ca. 1928 - 57 x 73 cm Jüdisches Historisches Institut Obstgarten by Symche Trachter - ca. 1928 - 57 x 73 cm Jüdisches Historisches Institut

Obstgarten

Öl auf Pappe • 57 x 73 cm
  • Symche Trachter - 1890 oder 1894 - 1942 Symche Trachter ca. 1928

Heute im Jahr 1943 begannen die Menschen im Warschauer Ghetto einen Aufstand gegen das nationalsozialistische Deutschland, das die endgültige Liquidierung des Ghettos und die Deportation der verbliebenen Bevölkerung in die Vernichtungslager Majdanek und Treblinka vorhatte. Der Aufstand begann, als das Ghetto sich weigerte, sich dem Polizeibefehlshaber Jürgen Stroop zu ergeben, der anordnete, das Ghetto Block für Block niederzubrennen, was bis zum 16. Mai fortdauerte. Insgesamt 13.000 Juden wurden ermordet, die Hälfte von ihnen bei lebendigem Leibe verbrannt oder erstickt.

Heute zeigen wir ein sehr ruhiges Gemälde, geschaffen von dem jüdischen Künstler Symcha Trachter. Mit intensiven Farben, dickem Impasto und einer dynamischen Darstellung der Natur weist der Obstgarten alle Merkmale auf, die für das künstlerische Schaffen Symcha Trachters charakteristisch waren. Das Werk wurde um 1928 gemalt, als sich der Künstler in Frankreich aufhielt.

Symcha (Simon) Trachter wurde am 16. September 1894 in Lublin geboren. Er entstammte einer assimilierten, wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie. Seine Heimatstadt hatte großen Einfluss auf sein Œuvre und war Inspiration für viele Stadtansichten, die Trachter malte. Über seine Kindheit, seine Haltung zum Glauben seiner Vorfahren oder seine Sprachkompetenz im Jiddischen ist wenig bekannt. Dank des Wohlstands seiner Familie konnte er einen großen Teil seiner Zeit darauf verwenden, Zeichnen und Malen zu lernen. Er besuchte Kunstschulen in Warschau, Krakau und Wien. Sein Aufenthalt in Paris von 1925 bis 1926 wurde zum Wendepunkt seiner Karriere. In Frankreich konnte Trachter seine eigene Kunst mit den Arbeiten von Zeitgenossen vergleichen. Dies veranlasste ihn zu grundlegenden Änderungen seines Malstils. Nachdem er 1930 nach Polen zurückkehrte, wurde die erste Ausstellung seiner Werke im Gebäude der Jüdischen Gesellschaft zur Förderung der schönen Künste organisiert. Von da an stellte Trachter seine Gemälde immer wieder öffentlich aus.

Der Ausbruch des Krieges traf Trachter in der polnischen Stadt Kazimierz Dolny; es sind keine Informationen darüber erhalten, was ihm während der ersten Monate der militärischen Auseinandersetzungen widerfuhr. 1940 lebte er bereits im Warschauer Ghetto. Zur Jahreswende 1941/42 wurden dem Warschauer Judenrat genügend Mittel zugestanden, um den Konferenzraum in seinem Sitz in der Grzybowskastraße zu renovieren. Der neu möblierte Raum sollte mit einem Wandgemälde geschmückt werden, das Hiob zeigte. Drei Künstler wurden für dieses Projekt in Erwägung gezogen: Trachter, Feliks Frydman und Samuel Puterman. Im Mai 1942, nach fast einem halben Jahr Arbeit, setzte Trachter den letzten Pinselstrich an das letzte Gemälde seines Lebens. Mit der Finanzierung der Renovierungsarbeiten hatten die Deutschen wohl versucht, die Bewohner des Ghettos in Sicherheit zu wiegen. Nur zwei Monate später setzten sie die Große Aktion (Auflösung des Warschauer Ghettos) in Gang. Am 25. August 1942 wurde Trachter gefangengenommen und starb vermutlich in Treblinka. Der Sitz des Judenrates wurde, zusammen mit dem Wandgemälde und dem gesamten Ghetto, dem Erdboden gleich gemacht.

Wir präsentieren das heutige Gemälde dank dem Jüdischen Historischen Institut in Warschau. Weitere Arbeiten von Symcha Trachter und Werke anderer jüdischer Künstler aus der Vorkriegszeit sind auf dem Delet Portal zu sehen.

PS: Erna Rosenstein hat eine faszinierende Geschichte. Sie war Überlebende des Holocaust, Kommunistin und vor allem - Künstlerin.