Rote Chrysantheme auf blauem Hintergrund

Piet Mondrian (urspr. Mondriaan) zählt zu den wichtigsten Begründern der abstrakten Kunst. Aber bevor dies alles begann, war er ein figurativer Maler, der es liebte ... Blumen darzustellen. Fast alle von Mondrians Sonnenblumen, Fuchsschwanzlilien, Magnolien, Anemonen und Chrysanthemen aus dieser Zeit sind irgendwie aus ihrer natürlichen Umgebung losgelöst. Auf diese Weise nähern sich Blumenbilder wie das vorliegende Werk trotz einer gewissen naturalistischen Darstellung bereits deutlich der Abstraktion.

 

Die Bedeutung von Blumen für Mondrian kann zu dieser Zeit mit seinem neuen Interesse an Theosophie in Verbindung gebracht werden, einer Lehre, die eine universelle Wahrheit als Grundlage aller Religionen betrachtet. Diese spirituelle Philosophie war bei Künstlern beliebt. Maler wie Wassily Kandinsky und Marsden Hartley sowie Schriftsteller wie Wallace Stevens und T.S. Eliot wurden auf ähnliche Weise  beeinflusst. Ein Jahr nachdem er im März 1908 eine Vortragsreihe des deutschen Theosophen Rudolf Steiner gehört hatte, wurde Mondrian offiziell Mitglied der Niederländischen Theosophischen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang können Mondrians Blumen mit der theosophischen Vorstellung in Verbindung gebracht werden, dass Menschen durch mineralische, pflanzliche und tierische Formen wiedergeboren werden, bevor sie ihr gegenwärtiges Stadium erreichen.