Hieronymus Bosch ist eine sehr rätselhafte Figur; genauso wie seine Bilder. Die Komplexität seiner Symbolik, insbesondere die der Mitteltafel des heutigen Triptychons, hat im Laufe der Jahrhunderte zu einer Vielzahl wissenschaftlicher Interpretationen geführt. Der Titel, Der Garten der Lüste, stammt nicht von Bosch; er wurde dem Bild erst deutlich später verliehen. Kunsthistoriker*innen sind sich nicht einig, ob die Mitteltafel des Triptychons eine moralische Warnung oder ein Panorama eines verlorenen Paradieses darstellt. Triptychen aus dieser Zeit wurden meist fortlaufend gelesen. Dabei zeigten die linke und rechte Seite oft jeweils den Garten Eden und das Jüngste Gericht, während das Hauptthema in der Mitteltafel festgehalten wurde. Einmalig für Boschs Werk ist hierbei die Abwesenheit Gottes. Stattdessen zeigt diese Tafel, wie die Menschheit mit offenbar freiem Willen handelt: Nackte Männer und Frauen gehen verschiedenen lustvollen Aktivitäten nach.
Noch immer ist nicht bekannt, ob dieses Triptychon als Altarstück gedacht war. Dennoch ist die allgemein verbreitete Meinung, dass die extreme Thematik der mittleren und rechten Tafel es unwahrscheinlich macht, dass es für eine Kirche oder ein Kloster bestimmt war, sondern stattdessen von einem Laienmäzen in Auftrag gegeben wurde.
Schaut euch das Bild unbedingt in Nahaufnahme an; es ist so detailliert, dass man Stunden damit verbringen könnte, es zu betrachten.