Die Maas bei Dordrecht

Cuyps meisterhafte Darstellung von Dordrecht unterscheidet sich erheblich von Jan van Goyens Ansicht von Dordrecht vom Dordtse Kil aus dem Jahr 1644. Hier sieht man eine ruhige und heitere Ansicht dieser Inselstadt. Auf der Maas herrscht reges Treiben; im Vordergrund ist ein Würdenträger in schwarzer Jacke mit orangefarbener Schärpe zu sehen, der gerade ein großes Segelschiff erreicht. Er wird von einem vornehm aussehenden Herrn begrüßt, der zwischen anderen Figuren steht, darunter ein Mann, der eine Trommel schlägt. Auf der linken Seite nähert sich ein zweites Ruderboot mit weiteren Würdenträgern und einem Trompeter, der ihre Ankunft ankündigt. Die meisten Schiffe der großen Flotte, die in der Nähe der Stadt vor Anker liegen, haben die Segel gesetzt und die Flaggen gehisst, als ob sie sich auf den Weg machen würden. Das frühe Morgenlicht, das den Turm der großen Kirche durchflutet und auf den Wolken und Segeln auffällige Muster erzeugt, trägt zum dramatischen Charakter der Szene bei. Cuyp wurde wahrscheinlich beauftragt, ein Ereignis darzustellen, das sich im Sommer 1646 ereignete. Damals lag eine riesige Schiffsflotte mit dreißigtausend Soldaten in Dordrecht vor Anker, vermutlich eher zu symbolischen als zu militärischen Zwecken, denn der Frieden war endlich in Sicht. Der Vertrag von Műnster, der alle Feindseligkeiten mit Spanien beendete und eine unabhängige niederländische Nation schuf, wurde nur zwei Jahre später unterzeichnet.