Das Liebespaar

Dies ist eines von einer kleinen Gruppe von Bildern, die Magritte 1927-28 in Paris malte und in denen die Identität der Figuren auf geheimnisvolle Weise in weißes Tuch gehüllt ist. Der Ursprung dieses beunruhigenden Bildes wird auf verschiedene Quellen in Magrittes Fantasie zurückgeführt. Wie viele seiner surrealistischen Weggefährten war Magritte fasziniert von "Fantômas", dem schattenhaften Helden der Thrillerreihe, die 1913 erstmals in Romanform und kurz darauf in Filmen von Louis Feuillade erschien. Die Identität von "Fantômas" wird nie enthüllt; er erscheint in den Filmen mit einem Tuch oder Strumpf über dem Kopf verkleidet. Eine weitere Quelle für die verhüllten Köpfe in Magrittes Gemälden wurde in der Erinnerung an den scheinbaren Selbstmord seiner Mutter angedeutet. Im Jahr 1912, als Magritte erst dreizehn Jahre alt war, wurde seine Mutter ertrunken im Fluss Sambre gefunden; als ihre Leiche aus dem Fluss geborgen wurde, war ihr Nachthemd angeblich um ihren Kopf gewickelt. Magritte selbst mochte keine Erklärungen, die das Geheimnis seiner Bilder lüfteten. In Das Liebespaar drängen sich ein Mann und eine Frau in einer liebevollen Geste zusammen, fast so, als würden sie sich fotografieren lassen. Es könnte ein Urlaubsschnappschuss sein, mit Blicken auf den grünen Streifen der Küste der Normandie und das Meer dahinter. Aber durch die einfache Vorrichtung der Leichentücher, die die Köpfe der Liebenden bedecken, sich an ihren Gesichtern zurückziehen und sich wie Seile über ihre Schultern kräuseln, wird die spontane Intimität dieses "Urlaubsschnappschusses" zu einem Schreckgespenst der Entfremdung, des Erstickens und sogar des Todes. Äußerlich so gewöhnlich, ja sogar absurd, wird dieses Bild vor dem geistigen Auge erschreckend real.