Porträt einer Dame

Van der Weyden war gegen Ende seines Lebens mit Auftragsporträts beschäftigt und wurde von späteren Malergenerationen für seine durchdringenden Evokationen des Charakters hoch geschätzt. In dieser Arbeit werden die Demut und das zurückhaltende Verhalten der Frau durch ihren zerbrechlichen Körperbau, die gesenkten Augen und die fest ergriffenen Finger vermittelt. Sie ist schlank und nach dem gotischen Ideal der länglichen Züge dargestellt, was durch ihre schmalen Schultern, das festgesteckte Haar und die hohe Stirn und den kunstvollen Rahmen des Kopfschmuckes verdeutlicht wird. Es ist das einzige bekannte Porträt einer Frau, das von van der Weyden als autographisches Werk rezipiert wurde, jedoch wird der Name der Darstellerin nicht verraten und er hat das Werk nicht betitelt. Obwohl van der Weyden sich nicht an die Konventionen der Idealisierung hielt, versuchte er im Allgemeinen, seinen Modelle zu schmeicheln und stellte diese in hochmodischer Kleidung dar, oft mit abgerundeten - fast geformten - Gesichtszügen, von denen einige von der natürlichen Darstellung abwichen. Er nahm seine eigene Ästhetik an, und seine Frauenporträts weisen oft eine bemerkenswerte Ähnlichkeit untereinander auf.