Porträt von Nini Lopez

Die junge Frau vom Montmartre, deren erbarmungsloser Spitzname Nini-Geule-de-Raie, oder „Fischgesicht“ war, wird neben dem Bruder des Künstlers gezeigt. Obwohl das Kunstwerk sofort von dem Kunsthändler „le Père Martin“ gekauft wurde, war Renoir zu dieser Zeit, wie viele seiner impressionistischen Freunde, in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Im Frühling 1875 zog er in ein neues Studio in der Rue Corot am Montmartre. Der Maler liebte den ziemlich wilden Garten, in dem Nini regelmäßig Modell stand. Da sie ernsthaft und pünktlich war, wurde die junge Frau das Lieblingsmodell des Künstlers zwischen 1875 und 1879 und erscheint auf mindestens 14 Bildern. Dieses Kunstwerk, das das Thema Licht hinter dem Modell besonders betont, wurde zweifellos neben einem der Fenster erstellt, das auf den Garten des Studios in der Rue Corot blickte. Renoir bemühte sich darum, die wechselnden Reflektionen des Lichts auf der menschlichen Gestalt darzustellen. 1877 brachte Renoirs Talent als Porträtmaler ihm ansehnliche Aufträge vom Bürgertum ein und Nini verschwand aus seinen Gemälden. Sie hatte einen drittrangigen Schauspieler des Montmartretheaters geheiratet, sehr zum Missfallen ihrer Mutter und des Künstlers, der ihr Beschützer geworden war; beide hatten von einer bürgerlichen Hochzeit für sie geträumt. Aber während der sechs Jahre, die sie für den Künstler posierte, verkörperte Nini Renoirs weibliches Ideal, voller Glück und Lebensfreude.