Der Liebesbrief by Johannes Vermeer - 1669 - 44 × 38,5 cm Rijksmuseum Der Liebesbrief by Johannes Vermeer - 1669 - 44 × 38,5 cm Rijksmuseum

Der Liebesbrief

Öl auf Leinwand • 44 × 38,5 cm
  • Johannes Vermeer - 1632 - Dezember 1675 Johannes Vermeer 1669

Der zur Seite gebundene Vorhang im Vordergrund erweckt den Eindruck, als würde der Betrachter in einer sehr private und persönliche Szene blicken. Es gibt auch ein Element des Trompe-l'oeils, da holländische Gemälde oft mit kleinen Vorhängen aufgehängt wurden, um sie besser zu erhalten. Das Mittel der gemalten Vorhänge kann in anderen niederländischen Arbeiten der Periode gesehen werden. Die Diagonalen auf dem karierten Boden vermitteln den Eindruck von Tiefe und Dreidimensionalität.

Der Fakt, dass es sich um einen Liebesbrief handelt, den die Frau erhalten hat, wird durch die Tatsache deutlich, dass sie eine Laute trägt (genauer gesagt eine Cister, ein Mitglied der Laute- bzw. Gitarrenfamilie). Die Laute war ein Symbol der Liebe - oft körperlicher Liebe; luit (wörtlich ‘Laute’ auf Niederländisch) war auch eine umgangssprachliche Bezeichnung für Vagina. Diese Idee wird durch die Hausschuhe ganz unten im Bild noch verstärkt. Der entfernte Pantoffel war ein weiteres Symbol für Sex. Die Bodenbürste scheint Wohnlichkeit zu repräsentieren und ihre Platzierung an der Seite des Gemäldes könnte darauf hindeuten, dass häusliche Belange vergessen oder beiseite geschoben wurden.

Die Farben Blau und Gold sind wichtig für die Komposition des Gemäldes. Das Gold, das sich auf dem Kleid der Frau, auf der Oberseite des Kamins und vielen Gegenständen befindet, ergänzt das Blau auf dem Boden, das Kleid des Dienstmädchens, die Bilderrahmen usw. Ein klassischer Einfluss ist auch in den ionischen Säulen des Kamins erkennbar. Bedeutsam sind ebenso die beiden Gemälde an der Wand. Das untere Gemälde zeigt ein stürmisches Meer, eine eindeutige Metapher für stürmische Liebe. Darüber ist ein Landschaftsbild eines Reisenden auf einer sandigen Straße. Dies kann sich auf die Abwesenheit des Mannes beziehen, welcher der Dame geschrieben hat.

Schönen Samstag!