Die Freundinnen

Vor allem in seinen späten Zeichnungen setzt sich Klimt mit homosexueller Liebe auseinander. In diesem späten Gemälde scheinen die Körper der Frauen entmaterialisiert zu sein. Der Hintergrund löst sich in einem dekorativen Zierraum auf. Klimt's Aneignung orientalischer Ornamente erreichte um 1917 mit Gemälden wie Die Freundinnen ihren Höhepunkt. Natürlich war die ikonographische Anleihe, die Hauptstütze seiner frühesten Aufträge, für den Künstler nicht neu, ebenso wenig wie er dem japanischen Design fremd war. Während der gesamten Mosaikperiode hatte er mehrdeutige Figur-Grundverhältnisse ähnlich denen in japanischen Drucken untersucht, aber seine nagende Treue zur dreidimensionalen Verisimiliät hatte ihn immer daran gehindert, eine totale planare Einheit zu erreichen. Thematisch war das Thema der Freundinnen natürlich eine Zusammenfassung der lesbischen Bilder, die sich seit den Wasserschlangen von 1904 in Klimts Werk wiederholt hatten. Die Welt, in der die Freundinnen leben, scheint jedoch ein viel weniger abstoßender Ort zu sein als der der Wasserschlangen, und sie sind viel weniger abschreckende Menschen. Trotz der surrealen Raumqualitäten der Leinwand ist es offensichtlich, dass dieses Paar nicht in den Tiefen des Wassers lebt, sondern über dem Boden lebt und echte Luft atmet. Beide Gesichter werden gezeigt, und sie ziehen den Betrachter sympathisch an. Das Gefühl zwischen ihnen ist weniger erotische Leidenschaft als zärtliche Zuneigung, und die "unnatürliche" homosexuelle Vereinigung erhält hier eine unvermeidliche Yin-Yang Qualität. Dieser Dualismus kommt sowohl durch die physischen Erscheinungen der beiden - eine bekleidet und eine nackt - als auch durch die Vögel zum Ausdruck, die sie umgeben. Auf der linken Seite befindet sich ein fantastischer Phönix, Symbol der Regeneration, während auf der rechten Seite die unvermeidlichen Kräfte des Untergangs, der Rabe und der böse, rotäugige Schwan, zu sehen sind. Die Freundinnen werden so zu Symbolen der ewigen menschlichen Misere; ein Paar, dessen Situation, weit davon entfernt, anormal zu sein, eine prototypische Größe annimmt.

Wir widmen dieses Kunstwerk unseren Freundinnen Ala und Dominika.

Mehr Liebe. Weniger Hass. #LoveWins