Die Versuchung des Sankt Antonius by Joos van Craesbeeck - ca. 1650 - 116 x 78 cm Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Die Versuchung des Sankt Antonius by Joos van Craesbeeck - ca. 1650 - 116 x 78 cm Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Die Versuchung des Sankt Antonius

Öl auf Leinwand • 116 x 78 cm
  • Joos van Craesbeeck - ca. 1605/06 - ca. 1660 Joos van Craesbeeck ca. 1650

Nach der Teilung der Niederlande in den kalvinistischen Norden und den katholischen Süden haben flämische Künstler alte religiöse Motive überarbeitet und regeneriert, um die katholische Tradition wiederzubeleben, das Gemälde von Craesbeeck ist dafür ein Paradebeispiel. Der Einsiedler Antonius hat sich an einen fernen Küstenabschnitt zurückgezogen, aber auch hier sucht die Versuchung die Frommen. Ein helles Licht beleuchtet den dunklen Raum und die dort stattfindenden unheimlichen Ereignisse. Antonius sitzt vor seinem Unterschlupf und hält sich an der Schrift fest, um sich zu stärken. Das Meer wäscht eine Herde böser Geister ans Ufer, die auf ihn einwirken, wobei die ihm Nächste eine laszive Frau ist. Die Szene wird jedoch von dem riesigen Kopf eines Mannes dominiert, aus dem unzählige Teufel hervorgehen, als böse Gedanken in physischer Form - während der Mann selbst entsetzt auf die Produkte seines Geistes blickt. In seiner Stirn haben sich teuflische Wesen niedergelassen, darunter ein Maler, eine Brille und ein Vogelnest, die den Betrachter über ihre rätselhafte Bedeutung nachdenken lassen. Craesbeeck möchte seine Mitmenschen warnen und folgt damit einer volkstümlichen mittelalterlichen Tradition: Wie das Motiv des makabren Kopfes zeigt, wurde er von den „Diablerien“ von Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel und ihren Anhängern beeinflusst.

Craesbeeck war Schüler von Adriaen Brouwer und Zeitgenosse von David Teniers. Auch wenn man das höchst ungewöhnliche Thema übersieht, ist das Gemälde in der Karlsruher Sammlung ein unverwechselbares Werk von Craesbeeck, alleine von seinem Stil, den Farben und dem Umgang mit Licht. Schrecklich!