John William Waterhouse
Für ihr ständiges Geplapper wurde Echo von einer Göttin bestraft und darauf beschränkt, die Wörter anderer zu wiederholen. Verliebt in Narziss, den Sohn des Flussgottes Kephissos und der Nymphe Leiriope, versuchte sie, seine Liebe zu gewinnen indem sie Fragmente seines Gesprochenen nutzte, aber er verschmähte ihre Aufmerksamkeit. Frauen und Männer waren gleichermaßen in Narziss' Schönheit verliebt, aber er erwiderte keine dieser Zuneigungen.
Die Göttin der Rache namens Nemesis bemerkte sein Verhalten und lockte Narziss eines Tages zu einem Fluss, wo er sich in sein eigenes Spielbild verliebte. Und hier haben wir diese Szene – Echo beobachtet, wie Narziss sein Abbild betrachtet, unfähig sich von der flüchtigen Schönheit seines eigenen Gesichts loszureißen. Bald führt diese Unfähigkeit die Liebe des immateriellen Objekts seiner Begierde zu berühren, zu verbinden und zu spüren Narziss zum Wahnsinn. Echo, unfähig Wörter selbst zu äußern, zeichnet Narziss' Wörter in ihrer eigenen Stimme nach. In seinem Wahnsinn schlägt sich Narziss auf die Brust bis er stirbt. Während ein Scheiterhaufen vorbereitet wird, verschwindet Narziss Körper. An seiner Stelle erscheint eine wunderschöne Blume - eine Narzisse.
Diese berühmte Geschichte wird in Ovids Metamorphosen erzählt.
Ein Zeitgenosse von Claude Monet und Van Gogh, Waterhouse, suchte nicht nach alternativen Ausdrucksmitteln, sondern hielt sich stattdessen streng an klassische Themen und Techniken. Während Monet Raum und Farbe untersuchte und in Giverny seine ersten allumfassenden Kompositionen entwarf, benutzte Waterhouse das Medium einfach, um beliebte Geschichten erneut zu erzählen.
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