Madonna im Grünen by Raffael Santi - 1505/1506 - 88,5 x 113 cm Kunsthistorisches Museum Madonna im Grünen by Raffael Santi - 1505/1506 - 88,5 x 113 cm Kunsthistorisches Museum

Madonna im Grünen

Öl auf Pappelholz • 88,5 x 113 cm
  • Raffael Santi - 1483 - 6. April 1520 Raffael Santi 1505/1506

Mit diesem Gemälde setzen wir unseren Sondermonat in Kooperation mit der Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien fort. Viel Spaß damit! 

Im Jahr 1504 kam der junge Raffael von Perugia nach Florenz, wo Leonardo da Vinci und Michelangelo das künstlerische Leben dominierten. Beeinflusst von Leonardos Kompositionen schuf der Neuankömmling eine Serie von Madonnendarstellungen. Besonders in Florenz durchlief die Funktion der Madonnenabbildung eine Veränderung: Sie stellte nicht länger ein vor allem religiöses Objekt für die praktische Nutzung dar, sondern galt in erster Linie als erlesener Ausdruck künstlerischen Könnens. Raffael schenkte Madonna im Grünen seinem florentinischen Mäzen Taddeo Taddi. Im Jahr 1662 wurde das Bild an seinem Entstehungsort vom Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol erworben. 

Entsprechend dem sienesischen Typus der Madonna Humilitatis sitzt die Jungfrau Maria auf einer Erhöhung auf dem Boden. Mit beiden Händen stützt sie das Jesuskind und blickt auf den kleinen Johannes den Täufer. Die Begegnung der beiden Kinder wird seit dem späten 13. Jahrhundert in der toskanischen Andachtsliteratur erwähnt. Das Kreuz ist gleichzeitig ein Spielzeug, ein Attribut Johannes des Täufers und ein Passionssymbol. 

Letzteres trifft auch auf die auffällig platzierte Mohnblume rechts im Bild zu. Bei dem vorliegenden Gemälde, das am Anfang seiner Serie von ganzfigurigen Madonnendarstellungen entstand, entschied sich Raffael für eine streng geometrische Struktur: Die Gruppe ist in ein gleichseitiges Dreieck eingebettet. Innerhalb dieser scheinbar starren Struktur entfaltet sich jedoch eine lebendige Szene. Parallele und gegensätzliche Bewegungen und Blicke verschmelzen mit der Landschaft im Hintergrund zu einer Komposition, die dem Anspruch der Hochrenaissance nach vollkommener Ausgewogenheit und Harmonie gerecht wird.