Westindische Kellnerinnen by Eva Frankfurther - circa 1955 Ben Uri Gallery Westindische Kellnerinnen by Eva Frankfurther - circa 1955 Ben Uri Gallery

Westindische Kellnerinnen

Öl auf Papier •
  • Eva Frankfurther - 1930 - 1959 Eva Frankfurther circa 1955

Eva Frankfurther wurde 1930 in eine assimilierte jüdische Familie in Berlin geboren und kam 1939 als Flüchtlingskind nach England. Nach dem Krieg studierte sie an der St. Martin's School of Art (1946–51), wo ihre Kommilitionen Frank Auerbach und Leon Kossoff waren. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie abends als Theken- und Spülkraft im Lyons Corner House in Piccadilly und malte tagsüber. Sie war bereits desillusioniert von der Kunstszene, aber entschlossen, unabhängig zu leben. Mit seiner wechselnden Bevölkerung, zu der viele Gastarbeiter gehörten, versorgte Lyon sie mit ‘grenzenlosem Material im Wege der Menschlichkeit’ –genug, um Menschen für die nächsten fünf Jahre bei ihrer Arbeit zu unterstützen. In diesen wegweisenden Porträts der neuen Einwandererpopulation haben die Gemälde Frankfurthers auch eine dokumentarische Funktion, die die Anfänge eines neuen multikulturellen Großbritanniens aufzeichnen. "Westindische, irische, zypriotrische und pakistanische Einwanderer, Engländer, an denen der Wohlfahrtsstaat vorbeigezogen war, das waren die Menschen, unter denen ich gelebt und einige meiner besten Freunde gefunden habe", schrieb sie.

In westindische Kellnerinnen fängt Frankfurther ihre Modelle mit Einfühlungsvermögen und Würde ein, wobei sie sich auf die Gesichter und Körperhaltungen der Frauen konzentriert und mit lockerem Pinselstrich und trockener Farbe sparsam aufträgt. Obwohl sie weder lächeln noch sich mit dem Betrachter beschäftigen, ist ihr rosafarbener Hintergrund typisch für die "weibliche" Palette, die die instinktive Sympathie der Künstlerin für Frauen zeigt. Die Komposition ist sorgfältig arrangiert, sodass sich die beiden Frauen gegenseitig spiegeln, was eine enge persönliche und berufliche Beziehung zwischen ihnen impliziert. Mit ihren charakteristischen Overalls und Kopfbedeckungen von Lyon und ihren modisch gestylten Haaren, lassen sie sich in die 1950er Jahre datieren. Lyons war ursprünglich berühmt für seine "Nippy"-Kellnerinnen, aber Frankfurther verzeichnet auch die Einführung der Selbstbedienungscafeteria, in der das Thekenpersonal standardisierte Lebensmittel aus den sogenannten Bain-Maries portioniert. Die starken Vertikalen der Frauenkörper und die festen Horizontalen ihrer Arme bilden einen statischen Rahmen, der durch eine Reihe starke Diagonalen ausgeglichen wird, während ihre stillen Gesten auf einen seltenen, ruhigen Moment in der geschäftigen, lauten Realität des Restaurantlebens hindeuten.

Sarah MacDougall, März 2017
Diese Arbeit wird in Flüchtlinge: Das Leben der Anderen – Ausgewählte Werke von Eva Frankfurther, Ben Uri Gallery und Museum, 29. März – 18. Juni 2017, veröffentlicht