Der Krug geht zum Wasser bis er bricht

Maja ist unsere neueste Mitwirkende aus Kroatien – weiter werde ich nichts verraten, es ist einfach toll, was sie schreibt! Bitte heissen Sie sie willkommen und genießen Sie ihren Beitrag :)

Der Krug geht zum Wasser bis er bricht ist ein Sprichwort, das in vielen Nationen bekannt ist, von Zentraleuropa bis nach Lateinamerika. Im Grunde bedeutet es „Wenn Du Dein Glück zu sehr herausforderst wirst Du Schaden nehmen“.

Dieses Poster wurde von dem kroatischen Designer Boris Ljubičić geschaffen für den Internationalen Tag des Museums, der seit 1977 um den 18. Mai international gefeiert wird. Es ist ein Foto eines zerbrochenen Keramikkruges, der gerade auf den asphaltierten Gehweg gefallen ist, das Wasser verschüttet, die verstreuten Scherben des zerbrochenen Gefäßes angeordnet wie ein Puzzle, das aussieht wie eine Weltkarte.

Es war das Jahr 1991, das endgültige Ende des Kalten Krieges, das Jahr des Zerfalls der Sowjetunion, das Iahr, in dem sozialistische Regimes zusammenbrachen und der Warschauer Pakt offiziell aufgelöst wurde, die Zeit der Singenden Revolution im Baltikum, der Beginn der Operation Dessert Storm und die Endphase des Krieges in Ex-Jugoslawien.

Daran glaubend, dass ein Designer Verantwortung trägt im Hier und Jetzt, in dieser Vor-SMS-Zeit, wollte Boris Ljubičić ein Signal setzen mit der Aussage „aus den Bruchteilen einer Welt entsteht eine neue“. Seine visuelle Aussage war so einfach und so kraftvoll, dass sie von der UNESCO wahrgenommen wurde. Das Poster gewann den Media Save Art Award 1991, weil „es eine Geschichte erzählt über die Geschichte der Welt, die zusammen mit unseren Erinnerungen in Bruchstücke zerfallen ist.“

Seit dem Jahr, seit 25 Jahren, hat Boris Poster für den Internationalen Museumstag entworfen, immer verantwortlich im Hier und Jetzt. Und die Welt heute, 25 Jahre später, erscheint wieder wie der Krug aus dem Sprichwort – unser Glück zu sehr herausfordernd.

- Maja Kocijan