Pieter Bruegel der Ältere
Das heutige Gemälde präsentieren wir dank des Kunsthistorischen Museums in Wien, wo ihr zurzeit die weltweit erste Einzelaustellung zu Pieter Bruegel dem Älteren besuchen könnt. Ungefähr die Hälfte der erhaltenen Werke von Pieter Bruegel dem Älteren werden dort gezeigt. Ein Muss für alle Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber--aber falls ihr es nicht nach Wien schaffen solltet, könnt ihr ihn heute und an den nächsten drei Sonntagen auch auf DailyArt besichtigen. :)
Das Thema des Turmbaus zu Babel ist ein echter Schmelztiegel aus historischen Fakten, alttestamentarischer Tradition und Mythen, was ihn zu einem besonders komplexen Motiv voller zeitlosen metaphorischen Potenzials macht. Einheit und Teilung, Machtdurst, Aufbau und Zerstörung, Einheit der Sprache und Sprachverwirrung - um nur einige Facetten zu nennen. Der Turmbau zu Babel berührt das Wesen der Menschheit, unser Schicksal als Individuen und als Teil der menschlichen Gemeinschaft, sowie unsere Vergänglichkeit und unsere Sterblichkeit. Eines seiner grundlegenen Elemente ist die Utopie der durch ein gemeinsamen Projekt vereinten Menschheit, aneinander gebunden durch eine gemeinsame Sprache. Weiterhin erstrecken sich seine Leitmotive auf das Motiv der Hybris, der Grenzen und Beschränkungen, der Überschreitung von Grenzen und der Gefahr, die eigenen Beschränkungen falsch einzuschätzen. Unzählige Künstlerinnen und Künstler haben in diesem reichhaltig variierten Thema ihre Inspiration gefunden, insbesondere die, die in den Niederlanden in Bruegels Fußstapfen traten.
Bruegel versetzt den Turm von Babel aus dem alten Mesopotamien in die Niederlande des 16. Jahrhunderts. Mit dem gigantischen in den Himmel reichenden und alles um sich herum beherrschenden Gebäude fasziniert seine radikale Komposition noch immer und ist zu einer Ikone geworden. Bruegel maximierte den Eindruck, den der Turm macht, durch die Verwendung zweier extrem verschiedener Größenmaßstäbe. Indem sie die Grenzen normaler Größenverhältnisse überschreitet, wirkt die monumentale Stockwerkskonstruktion wie eine Naturgewalt, die alle anderen Elemente der Komposition an den Rand drängt und geradezu die Begrenzungen des Bilderrahmends zu sprengen droht. Die Ausmaße von Bruegels Turm von Babel lassen ihn monströs erscheinen, ungezähmt und außer Kontrolle. Er erscheint noch mächtiger dadurch, dass er den winzigen Häusern der benachbarten Stadt gegenübersteht, die auf dem damaligen Antwerpen basiert, wo Bruegel im Jahr 1563 noch lebte, kurz bevor er nach Brüssel umzog.
Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag an einen unserer Übersetzer ins Portugiesische, Alexandre Neves! :)
P.S. Noch mehr gibt es auf der DailyArt Instagramseite zu sehen!