Jean-Léon Gérôme
Ich weiß, es ist ein sehr seltsames Bild.
Ab Mitte der 1890er Jahre, im letzten Jahrzehnt seines Lebens, schuf Gérôme mindestens vier Gemälde, die die Wahrheit als nackte Frau personifizieren, die entweder in einen Brunnen geworfen wird, auf dem Grund eines Brunnens liegt oder aus einem Brunnen auftaucht. Die Bilder entstammen der Übersetzung eines Aphorismus des Philosophen Demokrit: „Von der Wahrheit wissen wir nichts, denn die Wahrheit ist in einem Brunnen”. Die Nacktheit des Modells kann sich aus dem Ausdruck „la vérité nue”, „die nackte Wahrheit”, ergeben.
Es wurde angenommen, dass das Gemälde ein Kommentar zur Dreyfus-Affäre war, aber einige Kunsthistoriker argumentieren, dass Gérômes Bilder der Wahrheit und des Brunnens Teil seiner andauernden Hetzrede gegen den Impressionismus waren, was irgendwie komisch ist.
Die vielfältigen Interpretationen der rätselhaften Bedeutung des Bildes veranlassten einen der Kuratoren des Museums zu der Aussage: „Das ist unsere Mona Lisa.”
Wir lassen euch mit dieser Seltsamkeit und einer kleinen Bemerkung zurück, dass die Kunstgeschichte voller Anekdoten ist. Bis morgen und achtet auf Brunnen!
P.S. Und hier sind die 10 skandalösesten Akte der Kunst (NSFW)!
P.S.S. Hier findet ihr unsere Liste der 10 besten Filme zum Thema Kunst in Zeiten der Quarantäne. <3