Sonate Nr. 6 (Sternensonate). Allegro. by Mikalojus Konstantinas Čiurlionis - 1908 - 36,2 x 31,2 cm Europeana Foundation Sonate Nr. 6 (Sternensonate). Allegro. by Mikalojus Konstantinas Čiurlionis - 1908 - 36,2 x 31,2 cm Europeana Foundation

Sonate Nr. 6 (Sternensonate). Allegro.

Tempera auf Papier • 36,2 x 31,2 cm
  • Mikalojus Konstantinas Čiurlionis - 22. September 1875 - 10. April 1911 Mikalojus Konstantinas Čiurlionis 1908

Heute ist unser letzter Sonntag zu Europeana 280, die multilinguale Online-Sammlung von Millionen von digialisierten Dingen aus europäischen Museen :( An diesem Ostersonntag präsentieren wir ein Werk des litauischen Künstlers, in den ich mich sofort verliebt habe, als ich seine Arbeiten im Rahmen einer Ausstellung in Krakau im letzten Jahr entdeckte. Ihnen allen einen wunderbaren Tag!

Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875-1911), Komponist, Maler, Schriftsteller und Fotograf war (und ist noch immer) ein Pionier nicht nur für die litauische Kunst, sondern für ganz Europa. Čiurlionis lebte und arbeitete zum Beginn des 20. Jahrhunderts, als sich so viele neue Kunstbewegungen begründeten; in seinen Arbeiten drückte er Ideen und Themen aus, die die Menschen bewegten (und auch heute noch bewegen), auf der Suche nach Antworten zu den allgemeinen Fragen der menschlichen Existenz. Beruhend auf einer volksschöpferischen Mentalität waren seine Arbeiten bereichert von seinem Interesse in verschiedene philosophische und religiöse Theorien, die beliebte Themen im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren. Čiurlionis’ Kunst vereinte die Hoffnungen von Person, Nation und Epoche, sogar als Wegbegründer der aufblühenden europäischen abstrakten Kunst.

Čiurlionis malte sieben bildliche Sonaten, nummeriert statt benannt (die Titel wurden später angefügt). Diese Serie kann mit der Theorie der Synästhesie assoziiert werden und verkörpert einen originellen Ansatz zu der Verschmelzung von Musik und darstellender Kunst. Der Künstler hat in seine Gemälde Prinzipien der musikalischen Komposition eingearbeitet, die mit den Strukturen von musikalischen Formaten assoziiert sind (etwa Sonaten, Fugen oder Präludien). Er hat verschiedenste Motive aus der Realität vereinigt und unterschiedliche, räumliche Level und zeitliche Momente porträtiert, außerdem gegensätzliche symbolische Bilder in einem einzigen kompositorischen System (Zyklus) dargestellt, basierend auf der Dynamik ihrer Rhythmen.


Sternensonate. Allegro ist eine  künstlerische Vision des Weltalls. In dieser Sonate wird dem Betrachter ein fantastisches, vielschichtiges Bild präsentiert. Die kompositorischen Elemente dieses Gemäldes sind in einem komplexen Rhythmus der verschiedenen Variationen arrangiert. Porträt der dritten Dimension nutzt nicht länger die räumliche Perspektive, sondern entscheidet sich für Schichten variierender Undurchsichtigkeit. Čiurlionis stellt sich das Universum als eine überwältigende, mehrstimmige Symphonie von sich verflechtenden kosmischen Nebeln, Sternen und Sonnenlicht vor. Die Wellen dieses Ozeanes aus Raum – die Melodien – strömen und wirbeln aneinander vorbei, ein reichhaltiges, verziertes und prächtiges Gewebe formend, durchstoßen vom Pfad der Michstraße. Die Bewegungen im Weltall sind nicht chaotisch, sondern rhythmisch und harmonisch. Die Ordnung und Harmonie des Universums wird symbolisiert durch die strahlende Figur eines Engels, auf einer sich verjüngenden Lichtsäule stehend.