In der Wüste Arabah

In den Jahren 1880/81 reiste Eugen Bracht, der an der Karlsruher Akademie studiert hatte, in Begleitung zweier befreundeter Künstler in den Orient (Naher Osten). Ihre große Wüstentour führte sie von Jerusalem über das Tote Meer und Petra zum Roten Meer und dann über den Sinai nach Kairo. Unterwegs durchquerten sie das Wadi Arabah, eine karge Fläche aus Sand, Kies und Fels im heutigen Jordanien. Nach seiner Rückkehr nach Karlsruhe berichtete Bracht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft und übersetzte seine Eindrücke von der Wüste Arabah in ein großes Gemälde. Da die Strenge der mühsamen Wüstendurchquerung es ihm nicht erlaubte, die Landschaft in Skizzen festzuhalten, stützte er sich wahrscheinlich auf Fotos. Brachts Gemälde zeigt den Blick auf eine trostlose, von der Hitze verdorrte Wüstenlandschaft mit tiefem Horizont, wolkenlosem blauen Himmel und der Sonne im Zenit. Ein zerklüftetes Gebirge im Hintergrund wird von einer Karawane passiert, die langsam in Richtung des Betrachters läuft. Die Gestalt eines Arabers, der den Kamelzug anführt, scheint direkt auf uns zuzugehen. Bracht schildert einen Moment, der der Phantasie Raum lässt. Er präsentiert die Anfänge einer Geschichte und lädt den Betrachter ein, sie nach Belieben fortzusetzen.

Das heutige Bild präsentieren wir dank der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

P.S. Die Maler des 19. Jahrhunderts liebten den Orient, und der Stil der akademischen Kunst des 19. Jahrhunderts, der sich auf den Nahen Osten und Nordafrika konzentriert, wird als "Orientalismus" bezeichnet. Lies hier mehr über diese unglaublich farbenfrohen Darstellungen!