Der Tod des Marat by Jacques-Louis David - 1793 - 128 x 165 cm Koninklijke Musea voor Schone Kunsten van België Der Tod des Marat by Jacques-Louis David - 1793 - 128 x 165 cm Koninklijke Musea voor Schone Kunsten van België

Der Tod des Marat

Öl auf Leinwand • 128 x 165 cm
  • Jacques-Louis David - 30. August 1748 - 29. Dezember 1825 Jacques-Louis David 1793

Heute zeigen wir euch dank der Königlichen Museen der Schönen Künste von Belgien  eines der berühmtesten Bilder der Welt. Gleichzeitig ist es das letzte Meisterwerk aus ihrer Sammlung, das wir während unseres Sondermonats mit dem Museum vorstellen. Viel Spaß :) Und: Happy Halloween!

Paris, Samstag, 13. Juli 1793. Um 19.15 Uhr, nach einem kurzen Wortgefecht mit Simone Evrard, der Freundin des Opfers, wurde Marie-Anne Charlotte Corday ins Zimmer von Jean-Paul Marat in der Rue des Cordeliers 30 vorgelassen. Kurz zuvor hatte sie ein großes Messer in einem Geschäft beim Palais Royal gekauft. Geschickt stach sie es in die Brust des Politikers und Publizisten, der gerade in der Badewanne saß, um die Schmerzen zu lindern, die seine Hautkrankheit verursachte. Die Adlige Charlotte Corday war eine passionierte Royalistin aus Caen, die sich in den Kopf gesetzt hatte, die Welt von dem Agigator Marat zu befreien. Sie wurde sofort nach dem Mord verhaftet und im Schnellverfahren zum Tode durch die Guillotine verurteilt. Seit September 1789 hatte Marat die Zeitung "L'ami du peuple" herausgegeben und war allgemein sehr beliebt. Die politische Linie der Zeitung war hart und rücksichtslos. Die Möglichkeiten für politische Propaganda durch die Ermordung blieb nicht unbemerkt, und der Nationalkonvent beauftragte Jacques-Louis David, Marat auf Leinwand zu verewigen. Zu dieser Zeit war David nicht nur der bekannteste französische Künstler, sondern auch ein enger Freund Marats, Mitglied des Nationalkonvents und Präsident der Jakobiner. Als Mitglieder des Konvents hatten beide Männer für die Todesstrafe für König Ludwig XVI. gestimmt.
Von einem neoklassizistischen Künstler erwartet man Sujets und Szenen, die sich auf die klassische Antike und die staatspbürgerlichen Werte der Römischen Republik beziehen. Doch nichts könnte in diesem speziellen Fall weiter von der Wahrheit entfernt liegen. David setzte ein aktuelles Thema in einen aktuellen Rahmen. "Ich dachte, es wäre interessant, ihn so zu zeigen, wie ich ihn vorgefunden habe, beim Schreiben für das Glück und Wohlergehen des Volkes", sagte David. Und obwohl der klassische Held modernisiert wird, wird er nicht banalisiert. Darum beschränkte David die Erkennbarkeit und Greifbarkeit auf das Allernötigste des Subjekts, Jean-Paul Marat und das, was ihn zum Helden machte. Es gibt kein Wohnzimmer, keinen Attentäter, keinen Freund - männlich oder weiblich - , um den Dargestellten in die Alltagsrealität zu versetzen. Es gibt keine Kleidung, mit der die Szene zu datieren wäre: Marat ist nackt. Nur ein paar Fragmente seiner revolutionären Tätigkeit (Schreibunterlagen), seines Altruismus und Gemeinsinns (der Brief), seines Leidens (das Bad) und seines Heldentodes (das blutige Messer) werden verknüpft, um Marat als großzügigen Helden darzustellen, der bereit ist, sein Leben für seine revolutionären Ideale zu geben. 

Text: Frederik Leen © Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel, Belgien

P.S. Was hat die Französische Revolution mit Coldplay zu tun? Klickt hier und findet es heraus. :)

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