Das leere, ausgebrannte Warschau bei Nacht

Das Aquarell mit dem Titel Das leere, ausgebrannte Warschau bei Nacht von Henryk Beck entstand Ende 1944 in einem der Bunker des nach dem Aufstand zerstörten Warschau. Der Urheber war einer der sogenannten „Robinsons” – Menschen, die sich entschieden hatten, nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes in der polnischen Hauptstadt zu bleiben. Trotz elender Lebensbedingungen, Angst und fehlendem Zugang zu fließendem Wasser hörte Beck nie auf, Kunst zu schaffen. Das leere, ausgebrannte Warschau bei Nacht wurde vermutlich um Weihnachten herum gemalt. Der Stern von Bethlehem ist im Himmel über der zerfallenen Stadt zu sehen; sein Licht erhellt das Skelett eines abgebrannten Mietshauses und die Überreste weiterer Gebäude.

Das leere, ausgebrannte Warschau bei Nacht gehört zum Zyklus Bunker 1944, einer Sammlung aus 46 Aquarellen und Skizzen in verschiedenen Techniken. Die Arbeiten des Zyklus' sind sowohl realistische als auch symbolische Darstellungen der Erfahrung von Menschen, die sich in der Hauptstadt versteckt hielten. Der Zyklus wurde digitalisiert und auf dem Portal Delet zugänglich gemacht.

Henryk Beck (1896–1946) war ein angesehener Gynäkologe jüdischer Abstammung. 1942 tauchte er auf der sogenannten „arischen Seite” Warschaus unter. Er kämpfte im Warschauer Aufstand und versteckte sich nach dessen Niederschlagung bis zur Ankunft der russischen Truppen im Januar 1945 in einem Bunker. Nach dem Krieg arbeitete er in Krankenhäusern in Warschau und Wrocław (Breslau). Er starb am 23. März 1946 an einem Herzinfarkt. Seine Frau Jadwiga nahm sich am selben Tag das Leben.

Wir präsentieren das heutige Werk in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Historischen Institut.

PS: Hier könnt ihr die Geschichten von fünf Künstlern lesen, die ebenfalls im Krieg gekämpft haben.