Die Heilige Familie aus dem Hause Canigiani by Raffael Santi - 1505/1506 - 131 x 107 cm Alte Pinakothek Die Heilige Familie aus dem Hause Canigiani by Raffael Santi - 1505/1506 - 131 x 107 cm Alte Pinakothek

Die Heilige Familie aus dem Hause Canigiani

Öl auf Pappelholz • 131 x 107 cm
  • Raffael Santi - 1483 - 6. April 1520 Raffael Santi 1505/1506

Unser Sondermonat mit der Alten Pinakothek in München geht weiter mit diesem wunderschönen Bild von Raffael. Viel Spaß!

Mit diesem Andachtsbild im Großformat konkurrierte der junge Raffael Anfang des 16. Jahrhunderts in Florenz mit Leonardo und Michelangelo. Die Figuren der Heiligen Familie sind einer strengen pyramidalen Komposition unterworfen. Das Familiäre offenbart sich im Inneren: in den Blick- und Bezugsachsen, die sich zwischen den Figuren entwickeln und die Komposition fest verspannen. Die genaue Beobachtung menschlicher Verhaltensweisen lässt das Bild trotz der äußeren Strenge natürlich erscheinen.

Die italienischen Meister der Renaissance präsentieren die Heiligen ihrer Andachtsbilder vor weiten Landschaften mit Stadtansichten. Damit folgen sie dem Vorbild altniederländischen Malerei, die vor allem in Florenz viel Beachtung fand. So zitiert auch Raffael die Architektur nördlich der Alpen, was nebenbei den Zweck erfüllte, die dargestellten Ereignisse in die Fremde zu verlegen.

Der in der Bildmitte stehende heilige Josef schließt die harmonische Figurenkomposition in ihrem pyramidalen Aufbau zusammen. Durch sein Zwiegespräch mit der heiligen Elisabeth ist er prominent in die komplexe emotionale Verflechtung der Protagonisten eingebunden. Offenbar ließ sich Raffael bei dieser Bildkomposition von Leonardos und Michelangelos Gemälden inspirieren. Insbesondere die Ähnlichkeit mit Michelangelos Darstellung der Heiligen Familie auf dem Tafelbild Tondo Doni ist offensichtlich.

Raffael signierte sein in Florenz geschaffenes Gemälde am Halsausschnitt des Gewandes der Gottesmutter mit dem Vermerk "RAPHAEL . VRBINAS". Der aus Urbino in der Region Marken stammende Schüler des umbrischen Meisters Perugino dokumentierte damit selbstbewusst, dass er kein Florentiner Maler ist. Nur vier Jahre lang, von 1504 bis 1508, wirkte er in der toskanischen Kunstmetropole, bevor er seine großartige Karriere in Rom fortsetzte. Der Florentiner Kaufmann Domenico Canigiani hat das Gemälde vermutlich anlässlich seiner Hochzeit in Auftrag gegeben. Später wurde es Eigentum der Familie Medici.

In der Bibel gibt es keine Erwähnung einer Begegnung zwischen Christus und Johannes dem Täufer im Knabenalter. Die zahlreichen Darstellungen dieses Treffens gehen auf Lebensberichte des Johannes zurück, der in Florenz als Schutzpatron der Stadt verehrt wird. Das Jesuskind ergreift das Spruchband mit der Prophezeiung des Johannes: Siehe, das ist Gottes Lamm" (ECCE AGNUS DEI).

Bei einer 1983 ausgeführten Restaurierung wurden die beiden Puttengruppen in den oberen Bildecken freigelegt. Sie waren im 18. Jahrhundert vollständig übermalt worden, als sich das Gemälde in der Sammlung des Düsseldorfer Kurfürsten Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg befand.

PS: Klicke hier, um zu erfahren, wie Raffael einer der wichtigsten Künstler der Kunstgeschichte wurde!

PPS: Bist du auf der Suche nach etwas mehr Renaissance, schau dir unsere wunderschönen 2022 Papierkalender hier an  :)