Phaedra by Alexandre Cabanel - 1880 - 194.0 x 286.0 cm National Gallery of Australia Phaedra by Alexandre Cabanel - 1880 - 194.0 x 286.0 cm National Gallery of Australia

Phaedra

Öl auf Leinwand • 194.0 x 286.0 cm
  • Alexandre Cabanel - 28. September 1823 - 23. Jänner 1889 Alexandre Cabanel 1880

Dieses von Alexandre Cabanel dem Museum in seinem Geburtsort gestiftete Gemälde stellt ein exemplarisches Werk des Künstlers dar und ist ein wichtiges Beispiel seiner Leistungen in dieser Epoche. Die klassische Figur von Phaedras kraftlosen Körper erstreckt sich über die Leinwand. Fast so weiß wie das Laken, das über ihr liegt, kontrastiert ihr Körper dramatisch mit den lebendigen Farben der Umgebung. Die Details der architektonischen Elemente, Pelze, Stoffe und Kostüme der Diener werden in üppiger Weise dargestellt und schaffen eine Atmosphäre von exotischem Luxus. Die Frau eines bekannten Bankiers war für dieses Bild das Modell von Cabanel. Dass er die bedeutende klassische Figur der Phaedra auf diese Art und Weise darstelle - sowohl zerbrechlich als auch banal - wurde im Salon von 1880 heftig kritisiert, wo auch die Darstellung von "unbedeutenden" Details in dem Gemälde zur Sprache kam. Dennoch war es gerade die Vermischung von Banalität und Exzess, die das Bild zu einer passenden, nostalgischen Allegorie der Gesellschaft des Zweiten Kaiserreiches machte.

In der griechischen Mythologie war Phaedra die Tochter von Minos und Pasiphaë, Ehefrau von Theseus, Schwester von Ariadne, und Mutter von Demophon von Athen und Akamas. Obwohl sie mit Theseus verheiratet war, verliebte sich Phaedra in Hippolytus, den Sohn Theseus, der entweder von Hippolyta, der Königin der Amazonen, oder Antiope, ihrer Schwester, geboren wurde. Euripides hat diese Geschichte zweimal auf die Athener Bühne gebracht, eine Version davon ist überliefert worden. Nach manchen Überlieferungen hatte Hippolytus Aphrodite zurückgewiesen, um ein standhafter und jungfräulicher Anhänger von Artemis zu bleiben, und Aphrodite ließ Phaedra sich zur Strafe in ihn verlieben.  Hippollytus wies ihr Liebe zurück. In einer Version erzählte Phaedras Krankenschwester Hippolytus von ihrer Liebe, und er schwor, dass er sie nicht als Informantin preisgeben würde. Aus Rache schrieb Phaedra Theseus einen Brief, in dem sie behauptete, dass Hippolytus sie vergewaltigt habe. Theseus glaubte ihr und verfluchte Hippolytus mit einem der drei Flüche, die er von Poseidon erhalten hatte. Daraufhin erschreckten sich die Pferde des Hippolytus vor einem Seemonster, scheuten und schleiften ihren Reiter in den Tod. In einer anderen Version tötet Theseus seinen Sohn nachdem Phaedra Theseus erzählt hatte, dass Hippolytus sie vergewaltigt habe und Phaedra begeht aufgrund von Schuldgefühlen Selbstmord, denn sie hatte nicht gewollt, dass Hippolytus stirbt. Artemis sagt Theseus später die Wahrheit. In einer dritten Version erzählt Phaedra Theseus einfach von der Anschuldigung und begeht keinen Selbstmord; Dionysos schickt einen wilden Stier, der die Pferde von Hippolytus scheu macht. So lautet die Geschichte!