Melancholie im Garten des Lebens

Wissenschaftliche und erbauliche Anspielungen sowie Allegorien wurden oft als Mittel verwendet, um moralisierende Erkenntnisse über das Leben, die Menschheit und den Lauf der Welt zu vermitteln. Die Begeisterung für diese Art der Darstellung zeigt sich auch in dem heute präsentierten Gemälde von Mathis Gerung. Die zentrale Figur ist hier die geflügelte Personifikation der Melancholie. Eher lasziv und verschwenderisch dargestellt, bildet sie in fast jeder Hinsicht einen Gegensatz zur Figur in Dürers berühmtem Meisterstich von 1514. Sie sitzt im Zentrum einer ausgedehnten Weltlandschaft, die in kleine Parzellen unterteilt ist. Es finden Turniere statt, Menschen aller Schichten vergnügen sich beim Spielen oder im Bordell, während Bauern ihre Felder bestellen und Arbeiter in einem Bergwerk schuften. Die vier Jahreszeiten werden gleichzeitig präsentiert, Krieg und Frieden existieren nebeneinander, und neue Fachwerkbauten entstehen neben einstürzenden Festungsanlagen.

All dies und mehr geschieht unter dem Einfluss von Sonne, Mond und Mars, die am oberen Bildrand zu sehen sind. Saturn, der Planet, der das melancholische Temperament beherrscht und das Streben nach Wissen symbolisiert, erscheint in der Gestalt eines Weltvermessers am unteren Bildrand. Auf diese Weise verdeutlicht das Gemälde die Gesamtheit der Existenz, ihre Vergänglichkeit und die Unterwerfung des Menschen unter höhere, kosmische, metaphysische Mächte.

Wir präsentieren das heutige Werk dank der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe :)