Selbstporträt by Rembrandt van Rijn - 1669 - 86 x 70,5 cm National Gallery Selbstporträt by Rembrandt van Rijn - 1669 - 86 x 70,5 cm National Gallery

Selbstporträt

Öl auf Leinwand • 86 x 70,5 cm
  • Rembrandt van Rijn - 15. Juli 1606 - 4. Oktober 1669 Rembrandt van Rijn 1669

Welche Geschichte sollte Kunst erzählen, wenn es unsere Geschichte erzählt? Wir wissen, dass Kunst eine Vorliebe für Verschönerung und Perfektion hat. Wie kann man also ehrlich mit etwas umgehen, das per Definition idealisiert ist? Diejenigen, die "Gedanken am Mittwoch zur Kunst" verfolgt haben, kennen bereits meine Voreingenommenheit gegenüber Oscar Wilde, aber ich kann nicht widerstehen, ihn an dieser Stelle zu zitieren: “Die höchste wie die niedrigste Form der Kritik ist eine Art der Autobiographie." Was wir in einem Kunstwerk sehen, ist immer abhängig von unseren Persönlichkeiten, in gewisser Weise ist jedes Werk ein gemalter Spiegel. Es ist ziemlich einfach mit unserem Ruhm und unserer Scham umzugehen, wenn sie sich auf der Leinwand eines Malers widerspiegeln; in der Tat sehr einfach, wenn man es mit einem Maler vergleicht, der seine eigenen Schamgefühle und seinen Ruhm malt. Wenn Kritik eine Form der Autobiographie ist, was ist dann ein Selbstporträt, lediglich eine Super-Autobiographie? Diese Art der Autobiographie besteht aus zwei Ebenen- der "Oberfläche" und dem "Motiv". Sie könnten verschiedene Geschichten erzählen. Wenn sich ein Künstler zu sehr mit der "Oberfläche", der Erscheinungsform, beschäftigt, könnte er die Geschichte erzählen, wie er idealisiert werden wollte-die selbst aufgeblasene und ästhetische Sicht auf sich selbst ist wichtiger als die reale Person, die er war. Aber wenn das "Motiv" das ist, was der Künstler enthüllen will, dann muss der Teufel in jedem Detail stecken. Rembrandt war besonders darum bemüht, das Motiv, die wahre Geschichte, die wirkliche Person, die er war, zu enthüllen. Und das bedeutete, die Spuren der Zeit zu enthüllen, die Schmerzen der Seele, die Elendigkeit und Einsamkeit, die müden Augen, die sich nicht schämen, sich seiner eigenen Insolvenz zu stellen, das fehlende Lächeln, das mit dem Tod derer verschwand, die ihm lieb waren, keine Vollkommenheit, aber düstere Aufrichtigkeit. Der stolze Meister seiner eigenen Geschichte, kein anderer, das von ihm geschnitztes und in seine Falten geprägtes Selbst mit seinem weißen Haar. Ein Mann, der in Erinnerung bleiben wollte, wie er wirklich war, mit all den Geschichten, die auf ihn zukamen- das ist seine Super-Autobiographie. Was ist mit unserer eigenen Super-Autobiographie? Machst du dir im Zeitalter der Selfies Sorgen über deine "gute Seite", hast du ein Facebook-Dilemma aufgrund der Frage "ob ich mich auf diesem Bild, auf dem ich dick aussehe, enttaggen soll"? So oberflächlich es auch aussehen mag, wir leben heute auch online-ist die Geschichte, die wir erzählen, die wahre Geschichte? Du kannst gerne auf Facebook, Twitter, Instagram oder per Email antworten: in dem Zeitalter der Kommunikation, gibt es viel mehr zu teilen als Selfies und wir freuen uns auf's Lesen und Antworten ;)

Artur Deus Dionisio

(Dieses Thema wurde mir von Justyna Krupińska vorgeschlagen, einem fantastischen Mitglied des DailyArt Teams, sie ist der Community Manager und Social Media MVP)