Versteckspiel by William Merritt Chase - 1888 - 27 5/8 x 35 7/8 in Die Phillips Collection Versteckspiel by William Merritt Chase - 1888 - 27 5/8 x 35 7/8 in Die Phillips Collection

Versteckspiel

Öl auf Leinwand • 27 5/8 x 35 7/8 in
  • William Merritt Chase - 1. November 1849 - 25. Oktober 1916 William Merritt Chase 1888

Dank der Philips Collection präsentieren wir euch das heutige Meisterwerk :)

Als Chase 1878 von seinem Auslandsstudium nach New York zurückkehrte, war er mit der dunklen Farbpalette und dem bravourösen Pinselstrich der Münchner Schule bewaffnet. Dennoch blieb er empfänglich für andere Einflüsse. Ab 1886 zeigte sein Werk die Wirkung der Freilichtmalerei, eine Technik, die er bereits 1880 in Holland praktizierte, die er jedoch erst einige Jahre später in Shinnecock, New York, wieder aufnahm, wo er viele impressionistische Gemälde produzierte. Versteckspiel ist ein Übergangswerk: Während seine dunklen Farben gut in die Tradition der Münchner Schule einzuordnen sind, lassen seine gestrichelte Pinselführung und die Andeutung eines flüchtigen, vom Licht eingefangenen Momentes, die Landschaften erkennen, die Chases reifen Stil ausmachen.

In dieser Arbeit konzentriert sich Chase auf ein vertrautes Thema des späten 19. Jahrhunderts, nämlich das der spielenden Kinder. Normalerweise für seine verschwenderischen und exotischen Interieurs bekannt, betont Chase in Versteckspiel die Ökonomie von Objekten und die Untertreibung von Farben, wodurch eine Komposition geschaffen wurde, die gleichzeitig radikal und mysteriös ist. Es sind nur vier Objekte enthalten- ein Stuhl, ein Bilder- oder Spiegelrahmen, ein orientalischer Vorhang und der Türrahmen oder Vorhang, hinter dem sich ein junges Mädchen versteckt, während sie ihrem Spielkameraden zusieht. Wir werden von der gespannten Aufmerksamkeit des Kindes angezogen, während unser Blick gleichzeitig auf das zweite Kind gerichtet ist, das filigran auf der Diagonale positioniert ist und von einem Lichtstreifen hinter dem Vorhang beleuchtet wird. Zwei Einflüsse treffen in diesem Gemälde aufeinander: Japonismus, ein von der japanischen Ästhetik beeinflusster Malstil und Fotografie. Im Geiste des Japonismus-vielleicht inspiriert von seinem Freund Whistler- hat Chase das Bild dezentralisiert, die Horizontlinie angehoben und den Gesetzen der Schwerkraft widersprochen. Das Bild oder der Spiegel an der Wand rutscht über die Leinwandkante nach oben, der leere Stuhl treibt unverankert umher und das Mädchen schwebt vor dem Licht. Die Komposition deutet auf einige der späteren Landschaften von Chase hin mit ihren hohen Horizontlinien und hochgeklappten Vordergründen. Der Einfluss der Fotografie zeigt sich in dem ungewöhnlichen Ausschnitt in der unteren linken Ecke und der überraschenden Weite des Raumes, das dieses Bild dominiert. Chase gab ein traditionelles Kompositionsschema zugunsten eines Schemas auf, das auf einen zufälligen Moment hindeutet und übernahm die Intimität und Unvermittelbarkeit des Ausdrucks der Fotografie für sich.

Chase besaß Fotografien von Eadweard Muybridge, einem Pionier der Action-Fotografie, als dieses Werk gemalt wurde, was das Interesse des Künstlers an der neuen Form bestätigte. Wie auf einem Foto ist Chases abgeschnittene Figur scharf definiert; der Rest des Gemäldes ist leicht unscharf. Auch zu dieser Zeit beschäftigten sich viele Künstler mit Fragen der Wahrnehmung und der Spannung zwischen dem Gesehenen und dem Unsichtbaren, wie zum Beispiel die Lichtquelle, die vom Vorhang verhüllt wird. Der Titel selbst-Versteckspiel-lenkt die Aufmerksamkeit auf diesen Austausch, der in der Komposition umgesetzt wird.